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Zu wenig Winter, zu viel Wetterstress
Das Klima bereitet den Wintersportlern auch 2019 Sorgen - allein die Alpinen beklagten fünf verschobene und sechs abgesagte Rennen
Die Sorgenbilder dieses Winters kommen aus dem Schwarzwald. Zu sehen sind keine idyllischen Winterlandschaften oder herrlich weiß bedeckte Berggipfel, sondern eine vom warmen Wetter ramponierte Skisprungschanze. Grüne und graue Flecken, Matsch, Dreck und ein Rest von Kunstschnee ließen die Anlage in Titisee-Neustadt im Dezember 2018 einem Schlachtfeld gleichen. Zum Abschluss des Winters gab es in Schonach am vergangenen Wochenende eine mit Kunstschnee bedeckte Loipe, mitten im Grünen gelegen. Dazu gab es Graupelschauer.
Der Wintersport hat in Bezug aufs Wetter zwar nicht das schwierigste Jahr erlebt, doch er muss sich als Freiluftsport bei stetig steigenden Temperaturen und fortschreitenden Gletscherschmelzen immer neuen Herausforderungen stellen. »Es ist nicht mehr ein Problem, was uns am Anfang des Winters trifft oder am Ende, sondern es kann zu jedem Zeitpunkt problematisch werden«, sagte Skisprungrennleiter Walter Hofer der Deutschen Presse-Agentur.
Wenn der Skiweltverband FIS im Sommer seinen Kalender plant, sind die Wochenenden von November bis März durchgetaktet. Die abgelaufene Saison zeigte bei den Alpinen aber, wie wenig die Kalenderplanungen teilweise mit der Realität zu tun haben. Zu wenig Schnee, zu viel Schnee, zu viel Wind: Immer wieder kommt etwas dazwischen, am Saisonende bilanzierten der zurückgetretene Felix Neureuther, Viktoria Rebensburg und Co. fünf verschobene und sechs abgesagte Alpinrennen.
Die Alpinen sind auch außerhalb ihrer Saisonmonate massiv vom unsteten Klima betroffen, wie Wolfgang Meier, Alpinchef des Deutschen Skiverbands (DSV) einordnete: »Die Vorbereitung leidet, der Winter wird kürzer und wärmer. Wir haben jetzt März und die Tagestemperaturen liegen, wenn du nicht ganz oben auf dem Berg bist, zwischen 5 und 15 Grad.«
Die Langläufer, Kombinierer und Biathleten hatten einen vergleichsweise störungsfreien Winter, doch wenn Johannes Rydzek und Co. wie am Sonntag auf einer präparierten Loipe durch den ansonsten grünen Schwarzwald laufen, kommt bei Zuschauern und Aktiven kaum noch ein Wintersportgefühl auf.
Die Organisatoren können sich mit großen Schneedepots und genügend Vorsorge und Planung nur auf Extremfälle vorbereiten. Bei den Skispringern sind im Lauf der Jahre zudem weitere Vorkehrungen getroffen worden. »Wir haben eine Technik zur Verfügung, die uns zu 95 bis 97 Prozent von den äußeren Bedingungen autark macht«, sagte Rennleiter Walter Hofer, der im kommenden Frühjahr aufhört, in seiner 28-jährigen Amtszeit aber einiges auf den Weg gebracht hat.
Der Österreicher erläutert: »Was uns noch Schwierigkeiten macht, ist nasser Schnee. Das ist etwas, das uns noch beeinträchtigen könnte. Ansonsten kann es regnen oder schneien, den Schnee kriegen wir aus der Anlaufspur raus, und wir können ganz normal springen.« Sonst kann durch eine besondere Anlaufspur, die eingeführte Wind-Gate-Regel sowie genügend vorproduzierten Schnee beinahe auf alle Eventualitäten reagiert werden.
Der scheidende Bundestrainer Werner Schuster, ebenfalls ein Österreicher, sorgt sich nicht nur um die klimatischen Voraussetzungen in seiner Sportart. »Man muss schon aufpassen, dass man nicht nur das Big Business sieht, sondern auch die Strukturen aufrechterhält in den Ländern. Man braucht immer wieder neue Leute, die die Sportart betreiben«, sagte Schuster.
Jugendliche, die sich für den Skisport begeistern können, lockt man eben am besten mit schneebedeckten Schanzen, Loipen und Pisten sowie einem Winter, der diesen Namen auch verdient hat. dpa/nd
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