Weg mit dem Milliardenrisiko

Gerhard Schick lehnt die Fusion von Deutsche Bank und Commerzbank ab

  • Gerhard Schick
  • Lesedauer: 3 Min.

Die Bankenkrise hat in Deutschland bisher zu einem direkten Schaden von 68 Milliarden Euro geführt. Darin sind noch nicht die Abermilliarden an Kosten enthalten, die darüber hinaus volkswirtschaftlich durch Kurzarbeit, Arbeitslosigkeit bis hin zu Immobilienspekulation entstanden sind. Man könnte hoffen und denken, dass diese immensen Summen sich tief ins Gedächtnis eingeprägt hätten.

Eine der entscheidenden Lehren der Bankenkrise war: Banken sollten nicht so groß sein, dass sie bei einem Zusammenbruch die Wirtschaft massiv bedrohen. Schließlich war das der entscheidende Hebel der Banken, um die Politik in der Krise vor sich herzutreiben, obwohl sie die Krise verursacht hatten. Doch noch immer sind laut dem von den G20-Staaten eingerichteten Financial Stability Board 29 Banken systemrelevant und im Zweifel wäre bei einer Schieflage der Staat und damit wir an der Reihe.

Die Deutsche Bank befindet sich sogar unter den Top 4 dieser systemrelevanten Banken. Und diese Bank soll nun, offenbar politisch forciert, durch eine Fusion mit der Commerzbank noch größer gemacht werden. Die Commerzbank und die Deutsche Bank, deren Chef nach zahllosen Skandalen zum Amtsantritt zu (noch) mehr »Jägermentalität« aufrief, würden zur »Deutschen Commerz« mit einer Bilanzsumme von fast zwei Billionen Euro. Die dünne öffentliche Begründung lautet sinngemäß: Wir brauchen ein deutsches Spitzeninstitut. Das ist abwegig: Es braucht kein »internationales« Spitzeninstitut. Andere große Industrieländer verzichten auf globale Megainstitute. Kanada etwa ist damit gut gefahren und musste in der Finanzkrise kein einziges Institut retten. Schon heute können sich deutsche Unternehmen im Ausland finanzieren oder es kommt zur Bildung von Konsortien. Wir hätten also eine Zombiebank mit mehr Risiken, einem nicht erkennbaren Mehrwert für die Wirtschaft und gleichzeitig zeitnahen Schäden für die Menschen in Form von weniger Arbeitsplätzen, Geldautomaten und Filialen, die man an vielen Stellen schon jetzt schmerzlich vermisst.

Wir haben in Europa bereits große, aus meiner Sicht sogar zu große Banken, auf die Unternehmen zurückgreifen können. Die angebliche Fixierung auf amerikanische Großbanken ist unangebracht. Es erschließt sich mir nicht, warum wir diese Diskussion so national führen, ohne auf Europa zu blicken.

Und zu guter Letzt: Die »Deutsche Commerz« wäre kein internationales Spitzeninstitut, sondern eine wankende Zombiebank. Seit Jahren haben Deutsche Bank und Commerzbank Probleme, beide Banken sind noch mit Fusionen von vor mehr als zehn Jahren beschäftigt. Das wird bei einem Zusammenschluss dieser Größe vermutlich nicht schneller gehen, bindet aber unglaubliche Kapazitäten, die an anderer Stelle benötigt werden würden, beispielsweise für die Digitalisierung. Zugleich würde die Commerzbank kaum etwas zur Internationalisierung auf Spitzenniveau beitragen, schließlich ist sie größtenteils auf dem deutschen Markt tätig.

Statt diese Zombiebank zu bauen, wären ganz andere Schritte nötig. Zentral ist, dass die Deutsche Bank kleiner statt größer wird. Durch eine Reduktion der komplexen Strukturen und bestimmter Geschäfte muss die Deutsche Bank aus der Systemrelevanz und damit die Bevölkerung aus dem Milliardenrisiko geführt werden. Und wir brauchen, wie von der Monopolkommission vorgeschlagen, eine europäische Fusionskontrolle. Dadurch sollte gewährleistet werden, dass systemrelevante Großbanken, egal aus welchem Land sie sind, nicht in Europa auf Einkaufstour gehen können und noch größer werden. Das wäre ein Handeln, dass ein Lernen aus den Fehlern der Vergangenheit offenbart.

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