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»Die Ostritzer zeigen klare Kante gegen Neonazis«
2000 Menschen setzen Zeichen gegen ein Rechtsrockkonzert / Erneut hunderte Neonazis in der Kleinstadt erwartet
Ostritz. Mehr als 2000 Menschen haben am Samstag im sächsischen Ostritz (Kreis Görlitz) ein Zeichen für Weltoffenheit und gegen Rechtsextremismus gesetzt. »Bürgerengagement ist möglich und bewirkt etwas. Die Ostritzer zeigen klare Kante gegen Neonazis«, sagte Organisator Michael Schlitt. Die Ostritzer reagieren mit ihrem 3. Friedensfest auf ein Rechtsrockkonzert am Samstag im Ort.
Nach Polizeiangaben werden dazu etwa 500 Personen auf dem Gelände des früheren Hotels »Neißeblick« erwartet. Auftreten sollen laut Festival-Plattform »evensi« rechtsradikale Bands wie Endstufe und KDF. Die Polizeidirektion Görlitz will die Veranstaltung im Umfeld des Grundstücks mit Kräften der Bereitschaftspolizei Sachsen begleiten.
Bereits im April und November 2018 organisierten die Ostritzer Friedensfeste gegen zeitgleich stattfindende Rechtsrock-Festivals, zu denen mehrere hundert Neonazis aus ganz Deutschland anreisten. Dessen Organisatoren haben bereits für Juni die nächste Veranstaltung in Ostritz angemeldet. Auch dann wollen die Ostritzer wieder eine Gegenveranstaltung organisieren. Das Gelände des Hotels Neißeblick ist im Besitz eines Geschäftsmannes aus Hessen. Laut Landesregierung verfügt die Szene in Sachsen derzeit über 22 rechtsextremistisch genutzte Immobilien.
Zur Eröffnung des Friedensfestes hatte Bundesfamilienministerin Franziska Giffey am Freitagabend das Engagement der Bürger für Weltoffenheit und Toleranz gewürdigt. Es sei wichtig, all denen, die das demokratische System beschädigen oder abschaffen wollten, die Stirn zu bieten, betonte die SPD-Politikerin.
Ein Sprecher des Friedensfestes sprach am Samstagnachmittag von einer tollen Stimmung auf dem Marktplatz bei frühlingshaften Temperaturen. Den ganzen Tag über gab es ein buntes Kulturprogramm und Möglichkeiten zum Mitmachen. Beispielsweise lud ein Zivilcourage-Workshop dazu ein, Handlungsmöglichkeiten gegen diskriminierendes Verhalten einzuüben. Bei dem Friedensfest in der Kleinstadt an der deutsch-polnischen Grenze sind bis zum Abend Theater, Musik, Lesungen, Kabarett und Workshops geplant. Höhepunkt soll am Abend eine Menschenkette rund um den Marktplatz sein.
Für die Neuauflage des Friedensfestes hatte die Görlitzer Landskron Brau-Manufaktur in diesem Jahr ein »Friedensbier« gebraut. Es soll an ein historisches Ereignis erinnern. Denn die Städte Görlitz und Zittau hatten sich einst über den Gerstensaft heftig entzweit. Während der Bierfehde am Ende des 15. Jahrhunderts wurden Biertransporte überfallen, Fässer zerschlagen und Zittauer Bier verschüttet. Eine nahe gelegene Senke wird noch heute Ostritzer Bierpfütze genannt. Die Oberbürgermeister von Görlitz und Zittau legten am Samstag symbolisch die historische Fehde bei und und schlossen einen »Bierfrieden«. Agenturen/nd
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