Mexiko fordert Entschuldigung für Eroberung

Präsident Obrador prangert »Misshandlungen« der Ureinwohner an / Spanien weist Forderung zurück

  • Lesedauer: 3 Min.

Mexiko-Stadt. Mexikos Präsident hat den König Spaniens und den Papst in Briefen aufgefordert, sich für die spanische Eroberung und Unterwerfung indigener Völker im 16. Jahrhundert zu entschuldigen. Es habe sich um eine Invasion gehandelt, während der willkürlich die Völker unterworfen worden seien, erklärte Andrés Manuel López Obrador. Er habe die Briefe an Papst Franziskus und König Felipe VI. gesendet, damit die Missstände beachtet würden und die betroffenen Völker eine Entschuldigung für die Verletzung der Menschenrechte erhielten.

Die spanische Eroberung sei mit Schwert und Kreuz erfolgt, sagte der Politiker. Er hoffe, dass 2021 ein Jahr der »historischen Aussöhnung« werde. 2021 jähren sich gleich drei für die Geschichte Mexikos wichtige Ereignisse. Vor 500 Jahren (1521) fiel die damalige Azteken-Hauptstadt Tenochtitlán an die Spanier, 1321 war diese gegründet worden. 1821 erlangte Mexiko dann die Unabhängigkeit. Dies sei die Zeit, sich zu versöhnen, so der Präsident. Er werde sich ebenfalls für Verbrechen an indigenen Völkern und anderen Minderheiten nach der Unabhängigkeit Mexikos von Spanien entschuldigen.

Die spanische Regierung wies die Bitte »mit aller Entschlossenheit« zurück und bedauerte, dass López Obrador das Schreiben öffentlich gemacht hat. Das mexikanische und das spanische Volk hätten es immer vermocht, ihre gemeinsame Geschichte ohne Hass und mit einer konstruktiven Perspektive zu betrachten, erklärte die Regierung des Präsidenten Pedro Sánchez. Über die Ankunft der Spanier vor 500 Jahren lasse sich nicht aus zeitgenössischer Sicht urteilen.

Weniger diplomatisch äußerten sich Politiker der konservativen Opposition, Journalisten und Zeitungsleser. Der Spitzenkandidat der liberalen Ciudadanos bei der Parlamentswahl vom 28. April, Albert Rivera, bezeichnete López Obrador als »Linkspopulisten«, »der die Geschichte fälscht und die Konfrontation sucht«. Seine Forderung sei eine »unerträgliche Beleidigung« aller Spanier.

Rafael Hernando, einer der wichtigsten Vertreter der Volkspartei (PP), schrieb unterdessen auf Twitter: »Man muss diesen Herrn (López Obrador) daran erinnern, dass wir Spanier dorthin gegangen sind und der Macht jener Stämme ein Ende gesetzt haben, die ihre Nachbarn grausam ermordet haben.« In den morgendlichen TV-Talk-Sendungen regten sich auch viele Journalisten auf. »Mexiko soll sich erstmal für den Mord an Kaiser Maximilian I. entschuldigen«, rief zum Beispiel einer. Der Österreicher wurde im Juni 1867 auf dem »Campo de las Campañas« von Querétaro erschossen.

Auf der Homepage der Zeitung »El País« hatte der Bericht über die Forderung Mexikos bis Dienstagmittag bereits knapp 5000 Leser zu Kommentaren veranlasst. Die meisten beschimpften den mexikanischen Präsidenten. López Obrador solle sich lieber um Korruption, Drogenhandel und Mordwelle in seinem Land kümmern, so der Tenor. Agenturen/nd

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