Menschen mit Muße

Ines Wallrodt findet, dass es mehr braucht als Sabbaticals

Wohl jeder wüsste, was er mit mehreren Monaten Freizeit anfangen würde. Ein Sabbatjahr für alle, finanziell abgesichert und mit Jobgarantie, verschiebt die Erfüllung dieser Wünsche nicht ins Rentenalter. Einmal raus aus dem Hamsterrad, Zeit zum Seele baumeln lassen, für den Sprachkurs und für politisches Engagement. Zeit für Familie und Freunde und für sich selbst, und zum Nachdenken, ob man das eigentlich alles so will, wie es über die Jahre gewachsen ist. In einer Gesellschaft, die solche Ausstiege fördert, verändert sich der Blick auf das, was wichtig ist im Leben. Die bezahlte Muße wäre der Renner, das ist sicher, erfolgreicher noch als die Vätermonate.

Zugleich wirft die verbreitete Sehnsucht nach einem Ausstieg die Frage auf, warum all das eigentlich nicht möglich ist mitten im Berufsleben? Wenn der Stress zunehmend mehr Beschäftigte ausbrennt, dann sind ein paar Monate in 30 Jahren Dauerbelastung nicht genug. Dann müssen die Arbeitsbedingungen jeden Tag anders gestaltet werden. Die Vorschläge, die hierzu in der Debatte sind, etwa das Recht auf Nichterreichbarkeit oder selbstbestimmte Arbeitszeiten, sind richtige Ansätze. Aber es braucht weitaus wirksamere Instrumente, die Muße auch im alltäglichen Arbeitsleben ermöglichen. Da geht es darum, Einfluss auf die Menge der Arbeit zu bekommen oder auf die Anzahl der Mitarbeiter. Vielleicht könnten sich ein paar Linke, Gewerkschafter und Betriebsräte mal ein Sabbatjahr gönnen und ihre Ideen ganz entspannt zu einem großen Plan zusammenstricken.

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