Werbung

TKP gewinnt in Dersim

Bei innerlinkem Duell siegt Kandidat von Kleinstpartei

  • Philip Malzahn
  • Lesedauer: 2 Min.

Die türkischen Kommunalwahlen haben einige Überraschungen gebracht, doch eine davon ist besonders geschichtsträchtig: Fatih Mehmet Maçoğlu ist als erster Kandidat der kommunistischen Kleinstpartei TKP zum Bürgermeister einer Provinzhauptstadt gewählt worden.

In der Hauptstadt der gleichnamigen Provinz Dersim erhielt Maçoğlu mit seiner stalinistischen Splitterpartei 32,2 Prozent der Stimmen und fuhr damit einen knappen Sieg gegenüber der Linkspartei HDP ein, die mit 28 Prozent an zweiter Stelle folgte. Der Kandidat der AKP, zu der auch der Präsident Reccep Tayyip Erdoğan gehört, konnte in Dersim lediglich 14 Prozent der Stimmen für sich gewinnen.

In den nächsten Tagen wird also Fatih Mehmet Maçoğlu sein Amt als Bürgermeister von Dersim antreten, und damit voraussichtlich eine sozialistische Reformpolitik weiterführen, die er bereits vor fünf Jahren begann: Bei den Kommunalwahlen 2014 gewann Maçoğlu das Bürgermeisteramt seiner Geburtsstadt Ovacık. Dort arbeitete er lange Zeit als Sanitätsoffizier, bevor er in die Lokalpolitik wechselte.

In seiner Zeit als örtlicher Bürgermeister initiierte er diverse Reformen, von denen viele Linke auf der ganzen Welt nur träumen können: Die Nutzung des öffentlichen Nahverkehrs in Ovacık wurde kostenfrei, der Wasserpreis erheblich gesenkt und mehrere Bibliotheken eröffnet. Im Rahmen dieser Reformen wurde die Bildung landwirtschaftlicher Genossenschaften initiiert.

»Wir werden das Produktions- und Verwaltungssystem, das wir in Ovacık begonnen haben, erweitern«, sagte der 50-jährige Maçoğlu nach seinem Wahlsieg der linken Zeitung »Sol«. »Wir werden dem ganzen Land zeigen, dass ein sozialistisches Modell möglich ist.« Dass das konsequente Umsetzen linker Grundsätze ihm den derzeitigen Wahlerfolg beschert hat, scheint offensichtlich. Ob man Fatih Mehmet Maçoğlu in der Diktatur Erdoğans diesen Posten auch langfristig ausführen lässt, bleibt abzuwarten.

- Anzeige -

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -