Antidiskriminierungsstelle registriert mehr Rassismus

Jahresbericht spricht von einem Anstieg um 15 Prozent / Mehr Aufmerksamkeit für Diskriminierung

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Berlin. Die Antidiskriminierungsstelle des Bundes muss sich am häufigsten mit rassistisch motivierten Benachteiligungen beschäftigen. Insgesamt sind die Anfragen im vergangenen Jahr deutlich gestiegen, wie aus dem Jahresbericht hervorgeht, der am Dienstag vorgestellt wurde. »Mit Sorge beobachten wir zudem eine Radikalisierung insbesondere rassistischer
Ressentiments in weiten Teilen der Gesellschaft«, so der Leiter der
Antidiskriminierungsstelle, Bernhard Franke.

Danach stiegen die Anfragen gegenüber dem Vorjahr um 15 Prozent. Die meisten bezogen sich auf Benachteiligungen wegen der Herkunft oder rassistischer Zuschreibungen (31 Prozent), gefolgt von Diskriminierung wegen des Geschlechts (29 Prozent) und Behinderung (26 Prozent).

An die 2006 eingerichtete Antidiskriminierungsstelle können sich alle Bürgerinnen und Bürger wenden, die mit Diskriminierung konfrontiert werden. Die Fälle werden auf der Grundlage des Gleichbehandlungsgesetzes überprüft.

Franke sagte, die Tendenz zur Radikalisierung in der Gesellschaft mache sich auch in der Arbeit seiner Stelle bemerkbar. Das gelte besonders für rassistische Vorurteile. Die Zunahme der Beschwerden sei aber auch auf eine erhöhte Aufmerksamkeit durch die Hashtag-Debatten über Rassismus und Sexismus zurückzuführen.

Diskriminierung spüren die Betroffen vor allem im Berufsleben. Gut jede dritte Anfrage bezog sich auf Probleme bei der Jobsuche oder ungleiche Bezahlung. 27 Prozent wurden demnach bei »Alltagsgeschäften« diskriminiert. Dazu zählen laut der Antidiskriminierungsstelle Benachteiligungen auf dem Wohnungsmarkt ebenso wie fehlende Barrierefreiheit behinderter Menschen oder auch diskriminierende Einlasskontrollen bei Clubs oder Diskotheken. Auffallend ist dem Bericht zufolge die Zunahme von Beschwerden wegen sexueller Belästigung am Arbeitsplatz.

Doch die Forscher gehen davon aus das ein Großteil der Diskrimierungserfahrungen derzeit nicht erfasst wird, weil Betroffene diese nicht melden. Die Antidiskriminierungsstelle setzt sich für eine verbesserte Datenerhebung zu Diskriminierung ein.

Auf Antrag der Stelle wurden erstmals Fragen zur Häufigkeit von
Diskriminierungserfahrungen in die Innovations-Stichprobe des Soziooekonomischen Panels (SOEP) aufgenommen. Auch die so erhobenen repräsentativen Zahlen finden sich im Jahresbericht der Stelle. Demnach haben 16 Prozent der Befragten in den vergangenen zwei Jahren Diskriminierung erlebt. Bei Menschen mit Migrationshintergrund sind es 23 Prozent, noch etwas mehr Benachteiligung erfuhren laut Selbstauskunft Befragte mit Schwerbehinderung (26 Prozent). epd/nd

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