- Berlin
- BER
Das Wirk-Prinzip Hoffnung
Martin Kröger glaubt, dass der BER einmal eröffnen wird
»Es kommt darauf an, das Hoffen zu lernen«, hat der Philosoph Ernst Bloch einst in seinem Werk »Das Prinzip Hoffnung« geschrieben. Dasselbe Prinzip lässt sich sicherlich auch auf den Neubau des Großflughafens BER in Schönefeld übertragen. Nach mehr als 2500 Tagen der Nichteröffnung ist der Flughafen zwar weiter unvollendet – ob der Eröffnungstermin im Herbst 2020 gehalten werden kann, ist nach dem Bekanntwerden weiterhin ungelöster Probleme auf der Baustelle ebenfalls ungewiss. Aber Flughafenchef Engelbert Lütke Daldrup steht nun im Wort. Ist er lediglich der nächste gut bezahlte Manager, der auf dem Schleuderstuhl BER Platz genommen hat, oder hat er – anders als seine Vorgänger – die Skandalbaustelle, die schon mehr als sechs Milliarden Euro verschlungen hat, tatsächlich in den vergangenen Monaten gemeinsam mit den dort tätigen Firmen in den Griff bekommen?
Diese Frage wird sich sehr bald beantworten. Im Juni 2019 sollte die sogenannte Wirk-Prinzip-Prüfung beginnen. Offiziell lautet das Wording der Flughafengesellschaft nun »im Sommer«. Es kann also auch sein, dass es erst im August oder September losgeht. Dann wird unter anderem die Brandschutzanlage auf Herz und Nieren getestet. Rund drei Monate dürfte das laut Experten in Anspruch nehmen. Wenn die Tests positiv verlaufen, können die zahlreichen weiteren Probeläufe beginnen – zum Beispiel der Testbetrieb des Airports mit Komparsen. Schlägt die Wirk-Prinzip-Prüfung fehl, ist der Zeitplan, in den einst so viele Puffer eingebaut worden waren, endgültig hinfällig.
Aber auch dann wird der Flughafen BER nicht abgerissen, entkernt oder als Ruine verfallen. Selbst im schlimmsten Fall wird es weitergehen. Es werden neue Zeitpläne aufgestellt werden, die Gesellschafter der Flughafengesellschaft werden neue finanzielle Mittel bereitstellen. Der BER ist – frei nach Bloch – auf ein Gelingen gepolt, nicht aufs Scheitern. Und die Hoffnung stirbt zuletzt!
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.