Zwei Käsefüße mit Kümmel

Rund 450 nd-Leser wandern durch das Wuhletal zur Kleingartenanlage »Kaulsdorfer Busch«

  • Andreas Fritsche
  • Lesedauer: 3 Min.

Es ist kalt. Es regnet. Aber die nd-Leser lassen sich davon nicht abschrecken. Es ist nd-Wanderung. Sie kommen und nehmen teil. Constanze Stegemann und Tim Kahlau geben am Sonntagmorgen am Berliner U-Bahnhof Kienberg/Gärten der Welt zu ihrer eigenen Überraschung 430 Startkarten aus - und viele laufen auch ohne los. Kahlau hätte nicht damit gerechnet, dass es bei so einem Wetter so viele werden. Für ihn und seine Kollegin Stegemann gibt es noch eine Überraschung. Sie bekommen ein Käsegebäck in der Form von zwei Füßen geschenkt - Käsefüße also, auf die passend zum Zeitungstitel mit Kümmel die Buchstaben »N« und »D« gestreut sind.

Drei Strecken durch das Wuhletal stehen zur Auswahl. Wolfgang Frotscher aus Frankfurt (Oder) zum Beispiel wählt die kurze Strecke und denkt sich am Ende: »Schade, die große Strecke über 14 Kilometer hätte ich auch geschafft.«

Die fünf Grad Celsius sind für Robby Clemens kein Problem. Am 15. Dezember ist der Extremsportler von einem Abenteuer heimgekehrt. Er war 20 Monate lang zu Fuß gelaufen - vom Nordpol über Amerika bis fast zum Südpol. Am Nordpol herrschten 45 Grad minus, sagt er. Härter jedoch sei es in Grönland gewesen, wo er mit Steigeisen Eisberge überwinden musste.

Am Ziel, der Vereinsgaststätte »Daheim« in der Kleingartenanlage »Kaulsdorfer Busch«, wundert sich der stellvertretende Vereinsvorsitzende Enrico Hanft über die große Zahl der Wanderer. Bei dieser Witterung hätte Hanft damit nicht gerechnet. Die Gartenfreunde erweisen sich als ausgesprochen gastfreundlich. Sie schließen ihr Vereinszimmer auf, damit auch dort noch Gäste im Trockenen sitzen können. Wer draußen im Biergarten ausharrt, kann dem Musiker Gregor Weitze lauschen, der Gitarre spielt und singt. Gekommen sind nicht nur Marzahn-Hellersdorfs Bezirksbürgermeisterin Dagmar Pohle (LINKE), sondern auch der frühere Bezirksbürgermeister Uwe Klett.

Bundestagsvizepräsidentin Petra Pau (LINKE) ist nicht das erste Mal im »Kaulsdorfer Busch«. Die Kleingartenanlage gehört schließlich zu ihrem Wahlkreis. Auch steht Pau, wie sie verrät, selbst auf der Warteliste für eine Parzelle. Solange sie noch keinen Garten hat, muss sie allerdings mit ihrem Balkon vorlieb nehmen. Dort wuchsen vergangenen Sommer immerhin zwölf Sorten Basilikum.

Auch die Bundestagsabgeordnete Gesine Lötzsch (LINKE) hat ein Herz für Kleingärtner. Sie sagt sich: »Ein Kleingarten - vier Wähler!« Dass in den kommenden Jahren 15 Berliner Kleingartenanlagen für den Bau von Wohnungen, Schulen und Kitas geopfert werden sollen, halten Lötzsch und Pau für einen Fehler.

Das hört Norbert Franke vom Landesverband der Kleingärtner gern. Er sucht immer Verbündete in der Politik und hat es da oft nicht so leicht wie hier im Bezirk Marzahn-Hellersdorf. Für viele Anlagen wird der Bestandsschutz seit der Wende immer nur um zehn Jahre verlängert. Sie müssten endlich einmal langfristig gesichert werden, findet Franke.

Beim Quiz gewinnt Ursula Schubert das Fahrrad. Die nächste Wanderung findet im September statt.

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