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Gegen Hirnvernebelung von rechts

Ostertagung der »Ludendorffer« in Niedersachsen ruft Antifaschisten zum Protest

  • Hagen Jung
  • Lesedauer: 3 Min.

»Rassismus und Antisemitismus sind auch dann gefährlich, wenn sie nicht gewaltförmig in Erscheinung treten, sondern ›bloß‹ als Hirnvernebelung.« So warnt Brandenburgs Verfassungsschutz im Internet vor den Ludendorffern, die zu Ostern wieder einmal ihre »Tagung« in der Lüneburger Heide abspulen.

Wie gefährlich die von völkischem Getue umgebene Vernebelung sein kann, ist auch all denen bewusst, die seit Jahren in Dorfmark, dem Treffpunkt des rechtsextremen Klüngels in Niedersachsen, gegen diese Gemeinschaft demonstrieren. In diesem Jahr werden es nach bisherigen Schätzungen mehr Gewerkschafter, Vertreter demokratischer Parteien, aktive Antifaschisten sowie weitere gegen rechts engagierte Menschen als bisher sein, die sich an den Protestaktionen beteiligen.

Sie alle protestieren gegen einen Verein, dessen Weltanschauung vom Rassenhass verblendeten Spitzennazis wie SS-Chef Heinrich Himmler vermutlich sehr zugesagt hätte - und auch dem »Führer«. Adolf Hitler persönlich hatte im Jahr 1937 seinem einstigen Kumpan aus der Zeit des Münchner Putsches, dem General Erich Ludendorff, die Gründung des pseudoreligiösen »Bund für Gotterkenntnis« erlaubt. Nach jenem Stabsoffizier und seiner Ehefrau Mathilde trägt dieser Verein - er soll mehrere Hundert Aktive in seinen Reihen zählen - auch den Beinamen »Ludendorffer«.

Deren Geschwafel vom Weltall, das von göttlichen Wesen beseelt sei, mag glauben machen: eine Sekte wie so viele. Doch im Gedankengut dieser Rechtsextremen wabern Antisemitismus und Rassismus, wie er besonders abstoßend in den Werken Mathilde Ludendorffs manifest wird, der 1966 verstorbenen Ikone der sich so harmlos gebenden Gruppierung.

Von »Blutsvermischung«, die den »deutschen Volkstod« zur Folge habe, schwadroniert die Frau des ehemaligen Hitler-Gefährten, von »furchtbaren Zielen« des Judentums und vom »Christenkind«, das später bei der »Gattenwahl« darüber entscheidet, ob es als künftige Mutter »Bastarde oder Deutsche unter seinem Herzen trägt«. Das sind nur einige Beispiele für den braunen Mist, den Mathilde Ludendorff zu Papier brachte.

So etwas zitieren die Ludendorffer nicht auf ihren Internetseiten. Sie schildern sich dort vielmehr als einen netten Verein, der »am selbst errichteten Feuerstoß« Sonnenwendfeiern veranstaltet oder »Erntefeste und Kinderreigen« organisiert. Doch auch entlarvende Themen fehlen nicht in der Web-Präsenz, etwa die »Flüchtlingsfrage« aus der Sicht der Gotterkenntnissler: »Warum eine starke Zuwanderung den Zusammenhalt einer Gemeinschaft schwächt«, ist da zu lesen - und das Bekenntnis: »Menschenrassen - es gibt sie doch«.

Schon verhältnismäßig früh hatten die Sicherheitsbehörden in der Bundesrepublik erkannt, welch rechtsextremes Gebräu bei den Ludendorffern hochkocht, und so verboten die Innenminister den Verein 1963 als verfassungsfeindlich. Doch aufgrund eines Verfahrensfehlers musste das Verbot 1976 aufgehoben werden - und so feierten die Ewiggestrigen fröhliche Urständ.

Gestrig geben sich die Ludendorffer gern auch in ihrem Habitus. Stets ausgesprochen »korrekt«, wie in der muffigen Adenauer-Ära und davor vielfach üblich, sind sie gekleidet: Männer im Anzug, mit Krawatte, Frauen vorwiegend in züchtig-langen Röcken. So werden sie sich an den kommenden Feiertagen wohl auch äußerlich von denen abgrenzen, die diese ganz spezielle Manifestation rechten Gedankengutes nicht haben wollen. Nicht in der Heide und nicht anderswo.

Jeweils um 13 Uhr beginnen in Dorfmark am Karfreitag eine Mahnwache und am Ostersonntag ein Demonstrationszug. Am Karsamstag ist der Protest gegen die rechtsextreme Hirnvernebelung musikalisch geprägt: Ebenfalls ab 13 Uhr gibt es Auftritte des Liedermachers Tom Kirk, der linken Formation »Agitprop« aus Hannover sowie der »Rotkehlchen«, einer Singegruppe der LINKEN aus Celle.

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