- Kommentare
- Politische Bildung
Antisemitismus geht alle an
Claudia Krieg denkt, dass Lernen über Geschichte fehlt
»Soll sich doch der Staat darum kümmern!« Viele fühlen sich nicht gemeint und schweigen deshalb. »Was kann ich denn schon tun?« Viele sind hilflos. »Es ist doch so lange her«, sagen Lehrer*innen selbst, wenn es darum gehen soll, Schüler*innen zu vermitteln, wie sich in Antisemitismus historische und aktuelle Menschenfeindlichkeit ausdrückt.
Sie reagieren empathielos auf Jugendliche, die sich mit den Erfahrungen von Betroffenen häufig emotional auseinandersetzen. Dabei darf es doch beim Lernen nie allein nur um die Abfrage von Fachwissen gehen. '
Wer sich zivilgesellschaftlich engagierte junge Menschen wünscht, für die Solidarität nicht nur ein Wort aus einer um Lichtjahre entfernten Vergangenheit ist, sich aber selbst nicht mit gesellschaftlicher Diskriminierung in Geschichte und Gegenwart beschäftigt, ist unglaubwürdig und am Ende mitverantwortlich, wenn immer weniger Jugendliche ein Verständnis dafür entwickeln. Das macht es rechten Akteuren um vieles leichter, ihre vereinfachenden Erzählungen zu versenken.
Im Anne-Frank-Zentrum saßen bei der Vorstellung der Bilanz der Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus (RIAS) in Berlin am Mittwochmorgen erwachsene Menschen auf Hockern, auf denen sonst vor allem Kinder und Jugendliche sitzen. Ein komisches Gefühl? Kein Mensch, egal welchen Alters, kann über die Geschichte auslernen. Gerade nicht über die des Antisemitismus und seiner aktuellen Formen.
In der neuen App »nd.Digital« lesen Sie alle Ausgaben des »nd« ganz bequem online und offline. Die App ist frei von Werbung und ohne Tracking. Sie ist verfügbar für iOS (zum Download im Apple-Store), Android (zum Download im Google Play Store) und als Web-Version im Browser (zur Web-Version). Weitere Hinweise und FAQs auf dasnd.de/digital.
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.
Vielen Dank!