Antisemitismus geht alle an

Claudia Krieg denkt, dass Lernen über Geschichte fehlt

  • Claudia Krieg
  • Lesedauer: 1 Min.

»Soll sich doch der Staat darum kümmern!« Viele fühlen sich nicht gemeint und schweigen deshalb. »Was kann ich denn schon tun?« Viele sind hilflos. »Es ist doch so lange her«, sagen Lehrer*innen selbst, wenn es darum gehen soll, Schüler*innen zu vermitteln, wie sich in Antisemitismus historische und aktuelle Menschenfeindlichkeit ausdrückt.

Sie reagieren empathielos auf Jugendliche, die sich mit den Erfahrungen von Betroffenen häufig emotional auseinandersetzen. Dabei darf es doch beim Lernen nie allein nur um die Abfrage von Fachwissen gehen. '

Wer sich zivilgesellschaftlich engagierte junge Menschen wünscht, für die Solidarität nicht nur ein Wort aus einer um Lichtjahre entfernten Vergangenheit ist, sich aber selbst nicht mit gesellschaftlicher Diskriminierung in Geschichte und Gegenwart beschäftigt, ist unglaubwürdig und am Ende mitverantwortlich, wenn immer weniger Jugendliche ein Verständnis dafür entwickeln. Das macht es rechten Akteuren um vieles leichter, ihre vereinfachenden Erzählungen zu versenken.

Im Anne-Frank-Zentrum saßen bei der Vorstellung der Bilanz der Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus (RIAS) in Berlin am Mittwochmorgen erwachsene Menschen auf Hockern, auf denen sonst vor allem Kinder und Jugendliche sitzen. Ein komisches Gefühl? Kein Mensch, egal welchen Alters, kann über die Geschichte auslernen. Gerade nicht über die des Antisemitismus und seiner aktuellen Formen.

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