- Politik
- Europawahl
Deutsche haben wenig Ahnung, wer für das EU-Parlament antritt
Die Spitzenkandidaten der großen Parteien sind einen Monat vor der Wahl recht unbekannt
Berlin. Viele Deutsche haben laut einer repräsentativen Umfrage wenig Ahnung, welche Spitzenkandidaten für die kommenden EU-Parlamentswahlen im Mai antreten. Das ergab eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov im Auftrag der Deutschen
Presse-Agentur. Demnach gaben 45 Prozent an, keinen der neun Spitzenkandidaten
der im Bundestag vertretenen Parteien zu kennen.
Die von der SPD ins Rennen geschickte Justizministerin Katarina Barley hat mit 39 Prozent noch den höchsten Bekanntheitsgrad, knapp vor dem AfD-Parteivorsitzenden Jörg Meuthen mit 35 Prozent. Dahingegen ist das Ergebnis der Umfrage, bei der 2029 Menschen im Zeitraum zwischen dem 18. und dem 22. April befragt wurden, für die CDU/CSU besorgniserregender. Den Unions-Spitzenkandidat Manfred Weber (CSU), der Präsident der EU-Kommission werden will, kennt nur jeder Vierte (26 Prozent).
Auf denselben Wert kommt FDP-Generalsekretärin Nicola Beer. Weit abgeschlagen liegen die Spitzenkandidaten der Grünen, Ska Keller, mit sieben Prozent, sowie Sven Giegold mit sechs Prozent. Die Spitzenkandidaten der LINKE, Özlem Alev Demirel und Martin Schirdewan, kannten 15 beziehungsweise vier Prozent der Befragten.
Den letzten Platz auf der Bekanntheitsskala teilt sich Schirdewan mit Udo Bullmann, dem zweiten Spitzenkandidaten der SPD, der ebenfalls auf vier Prozent kommt. Bullmann sitzt seit 1999 als Abgeordneter im EU-Parlament und ist Vorsitzender der S&D-Fraktion, also dem Zusammenschluss der sozialdemokratischen Parteien auf EU-Ebene.
Nur einer der neun Spitzenkandidaten kommt zumindest bei den Wählern der eigenen Partei auf einen Bekanntheitsgrad von mehr als 50 Prozent: Jörg Meuthen von der AfD mit 54 Prozent.
In Deutschland werden die Abgeordneten des Europaparlaments am 26. Mai gewählt. Die Bedeutung der Wahl wird der YouGov-Umfrage zufolge geringer eingeschätzt als die der Bundestags-, Landtags- und Kommunalwahlen. 23 Prozent halten sie für den unwichtigsten der vier Urnengänge. Dahinter folgen die Kommunalwahl (15 Prozent), die
Landtagswahl (8 Prozent) und die Bundestagswahl (3 Prozent). Jeder Zweite sagte, er halte keine der Wahlen für die unwichtigste.
38 Prozent wollen ihre Wahlentscheidung am ehesten an der Europapolitik ausrichten, nur 27 an der deutschen Innenpolitik. Inhaltlich wurde als mit Abstand wichtigstes Thema von den Befragten Klimaschutz und Umweltpolitik (55 Prozent) genannt, knapp vor der Flüchtlingspolitik (54 Prozent). Dahinter folgen rechter Populismus (28), Finanzpolitik (26), Brexit (17), Verteidigungspolitik (15) und Regulierung des Internets (12). dpa/nd
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.