Eine Fusion schafft keinen Mehrwert

Deutsche Bank und Commerzbank brechen Gespräche über möglichen Zusammenschluss ab

  • Simon Poelchau
  • Lesedauer: 3 Min.

Es kommt wahrlich nicht häufig vor, dass Bänker mit marxistischen Begriffen um sich werfen. Am Mittwoch rutschte Commerzbankchef Martin Zielke dennoch ein solches Schlagwort heraus – auch wenn er es recht unmarxistisch verwendete: »Nach gründlicher Analyse sind wir zum Schluss gekommen, dass ein Zusammenschluss mit der Deutschen Bank keinen ausreichenden Mehrwert bieten würde.« Damit platzten die Träume von Bundesfinanzminister Olaf Scholz von einem Zusammenschluss der beiden größten hiesigen Finanzinstitute.

Seit Mitte März hatten beide Geldhäuser offizielle Gespräche über einen möglichen Zusammenschluss geführt. Zuvor hatten der SPD-Mann Scholz und sein Staatssekretär Jörg Kukies schon länger massiv dafür geworben. Deutschland benötige mindestens ein »starkes, weltweit agierendes Geldinstitut«, argumentierte Scholz.

Die beiden Banken gingen eher widerwillig in die Gespräche. »Die Erfahrungen zeigen, dass es viele wirtschaftliche und technische Gründe geben kann,« die einer Fusion »entgegenstehen können«, ließ Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing schon zu Beginn der Gespräche Zweifel an dem Vorhaben durchblicken.

Auch aus der Öffentlichkeit kam viel Kritik an der Idee aus dem Bundesfinanzministerium. Die Gewerkschaften warnten vor einem massiven Stellenabbau, den der Zusammenschluss mit sich gebracht hätte. Finanzexperten meinten, dass aus zwei angeschlagenen Banken kein gesunder Global Player werden würde. Zudem warnten Ökonomen, dass eine solche Großbank bei einer neuen Finanzkrise zu einem Problem für den Fiskus werden könnte.

Folglich waren fast alle erleichtert, als Deutsche Bank und Commerzbank am Mittwoch den Abbruch der Fusionsgespräche verkündeten. Der Abbruch der Gespräche sei aus »gesamtwirtschaftlicher Sicht zu begrüßen«, erklärte Franziska Bremus vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung. »Denn wenn zwei heimische Banken zu einer komplexen nationalen Großbank fusionieren, wird die Verbindung zwischen Banken und Staat enger.«
Fabio De Masi, finanzpolitischer Sprecher der LINKEN im Bundestag, geht noch einen Schritt weiter und fordert die Aufspaltung der Deutschen Bank. Sie und die Commerzbank seien schon jetzt »für eine geordnete Abwicklung zu groß und komplex«. Dies sei ein Sicherheitsrisiko für Wirtschaft und Steuerzahler. »Große Universalbanken genießen wegen ihrer Systemrelevanz eine implizite Staatsgarantie und subventionieren hierüber riskantes Investmentbanking«, so De Masi.

Ähnlich sieht es Gerhard Schick von der Bürgerinitiative Finanzwende: »Die Deutsche Bank bleibt auch ohne Fusion ein zu großes Risiko, da das Institut noch immer viel zu groß ist und im Notfall wohl gerettet werden müsste.« Nicht umsonst werde das Institut zu den vier systemrelevantesten Banken weltweit gezählt. Es bleibe also ein »klarer Handlungsbedarf«.
Und Scholz? Er musste Verständnis dafür zeigen, dass solche Fusionen nur sinnvoll seien, »wenn sie sich betriebswirtschaftlich rechnen und auf ein belastbares Geschäftsmodell zusteuern«. Dennoch beharrte er auf seinem Standpunkt, dass die global agierende deutsche Industrie »konkurrenzfähige Kreditinstitute« brauche, »die sie in aller Welt begleiten können«.

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