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»Ein Mann muss man nicht sein«
Im Motorsport startet die erste internationale Rennserie für Frauen.
Am Anfang steht Maria Teresa de Filippis. Am Ende steht Lella Lombardi. Und dazwischen steht: nichts. Auf einer der kürzesten Listen der Welt sind alle Frauen aufgeführt, die jemals ein Formel-1-Rennen bestritten haben, seit 1950 waren es genau zwei. Die Anzahl männlicher Piloten in der gleichen Zeit: 688.
Ein Missverhältnis, das sich ändern muss, finden auch die Macher der neuen W Series. Und deshalb schreiben sie ab Sonnabend Motorsportgeschichte: In Hockenheim feiert die erste internationale Rennserie für Frauen ihre Premiere. »Für Erfolge im Rennsport braucht es Talent, Entschlossenheit und körperliche Fitness. Aber ein Mann muss man dafür nicht sein«, sagt David Coulthard, einst Vizeweltmeister der Formel 1 und heute im Vorstand des neuen Wettbewerbs: »Es gibt keinen Grund, warum der nächste Lewis Hamilton keine Frau sein sollte.«
Die W Series sieht sich selbst also als Steigbügel, als eine Plattform, auf der viele junge Frauen auf Formel-3-Niveau professionelle Erfahrungen sammeln sollen - um künftig die Wahrscheinlichkeit zu erhöhen, dass einige von ihnen es in die Formel 1 schaffen. Allerdings wird die Idee von außen auch anders wahrgenommen. Als »traurigen Tag für den Motorsport« und »historischen Schritt zurück« bezeichnete die frühere britische IndyCar-Pilotin Pippa Mann die Schaffung der Serie: »Die Frauen werden abgetrennt statt unterstützt.«
Diese Sicht der Dinge ist durchaus verbreitet. Und sie ist einer der Gründe, warum keine einzige Deutsche unter den 18 Starterinnen ist, die ab Samstag an sechs Rennwochenenden im Rahmenprogramm der DTM die erste Saison der W Series bestreiten. So nahm etwa Sophia Flörsch, eine der talentiertesten deutschen Pilotinnen, gar nicht erst am umfangreichen Auswahlverfahren teil, das seit Januar unter Aufsicht von Coulthard und dem früheren Formel-1-Piloten Alexander Wurz auf verschiedenen Rennstrecken stattfand. »Für mich ist das der falsche Weg«, sagte die 18-Jährige. Ein Alleinstellungsmerkmal des Motorsports sei schließlich, dass es keine Geschlechtertrennung gibt. Frauen können theoretisch bis hoch in die Formel 1 gegen Männer antreten. Die W Series, findet Flörsch, laufe gar gegen einen gesellschaftlichen Trend an. »Alle versuchen derzeit, uns gleichberechtigt zu behandeln«, sagt sie: »Und dann kommt sowas! Das heißt ja eigentlich, dass sie nicht daran glauben, dass wir gegen Männer bestehen können.« Die W Serie bringe damit für Mädchen, die beginnen sich für den Sport zu interessieren, »nur Verwirrung«.
Die Macher sehen das anders. Der geringe Anteil an Frauen in den Topserien sei vor allem eine Folge fehlender Förderung, sagt Coulthard. Und da wolle die W Series ansetzen. Denn der Weg aus dem Kartsport bis in die Formel 1 kostet bis zu acht Millionen Euro, das hat Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff einmal vorgerechnet. Und da die Sponsoren im Rennsport im Zweifel noch immer eher auf einige der zahlreichen Jungs setzen, haben Mädchen es von Beginn an deutlich schwerer. »Viele Sportarten, in denen Frauen und Männer gemeinsam antreten, veranstalten dennoch getrennte Events. Einfach, um mehr Frauen in den Sport zu holen«, sagt Catherine Bond Muir, Geschäftsführerin der Serie: »Nur im Motorsport gab es das noch nicht.« SID/nd
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