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Es geht Airbnb an den Kragen

Aktivist*innen einer Kunstausstellung sagen der Zweckentfremdung von Wohnungen durch Airbnb den Kampf an

  • Claudia Krieg
  • Lesedauer: 3 Min.

Zwei, drei, manchmal ein Dutzend Ferienwohnungen. »Wir lassen das Airbnb nicht mehr durchgehen!« Der Sprecher von »Airbnb und Co. enteignen« wirkt am Sonntagmorgen um kurz vor elf Uhr sehr ausgeruht. In der um diese Zeit stillen Neuköllner Hobrechtstraße steht im Erdgeschoss der Nummer 80 ein Fenster offen. Eine rote Holztreppe wurde so herangeschoben, dass man bequem von der Straße in die Wohnung steigen kann, ohne die Eingangstür zu benutzen. Drinnen, in der etwa 40 Quadratmeter großen Zweizimmerwohnung, tummeln sich um die zwei Dutzend Menschen. Es ist rege, aber ruhig. Eine Besetzung? Nein, eine Kunstausstellung. Darauf legt der Vertreter von »Airbnb und Co. enteignen« wert. Man habe sich, ohne Sachbeschädigung zu verursachen, Zutritt zur Ferienwohnung verschafft. »Eine Wohnung, deren Schlüssel durch Hunderte von Händen geht, kann nicht sicher sein«, fügt er noch hinzu.

Die multimediale Ausstellung ist unter anderem eine Kooperation des durch politische Aktionskunst bekannten »Peng!«-Kollektivs und der Gruppe »Rocco und seine Brüder«. Ab und an klingelt so das Telefon, mit dem »Peng!« im vergangenen Jahr Immobilienunternehmen anrufen, und ihnen Geschichten von Menschen, die aus ihren Wohnungen verdrängt wurden, vorlesen ließ. »Rocco und seine Brüder« hat einen Teil seiner 2016 gedruckten Siebdruckplakate aus der Serie »BoycottAirnbnb« zur Verfügung gestellt. Auf einer Tafel kann man sich alle Wohnungen des Anbieters des Apartments »Belle Epoque« - der Wohnung Hobrechtstraße 80 - in Kreuzberg und Neukölln anschauen.

»Die Badewanne mag ich am meisten«, sagt ein Besucher. In dieser schwimmen viele rote Gummienten. Es gilt herauszufinden: »Wer ist hier der Miethai?« Wer ihn aus dem Wasser ziehe, sei eingeladen, sich in der Küche einen Sekt einzuschenken. Jeder Griff, verspricht die Information zur Installation, sei ein Treffer. So wird denn auch das eine oder andere Sektglas gefüllt - und wohl auch geleert.

Über 1000 Anbieter*innen von Airbnb-Wohnungen in Berlin, so haben die Ausstellungsmacher*innen herausgefunden, vermieten mehrere Ferienwohnungen, manche bis zu einem Dutzend. »Wie so viele andere Städte auch schafft es Berlin einfach nicht, dem Problem der illegalen Vermietung von Ferienwohnungen Herr zu werden«, sagt ihr Sprecher. Die im vergangenen August eingeführte Registrierungspflicht ist in seinen Augen eine Farce. »Maximal 2000 Wohnungen hat Airbnb dort als legal registriert - 2000 von über 20 000 in Berlin.« Wohnraum, der den Menschen in Berlin fehlt, egal ob in Charlottenburg, Pankow, Mitte oder Neukölln. Die meisten Ferienwohnungen, so »Airbnb und Co. enteignen«, befänden sich dort, wo die Mieten zuletzt am schnellsten gestiegen sind und der Verdrängungsdruck am größten sei. Über dem Waschbecken im Badezimmer hängt passend dazu der erst vor wenigen Tagen veröffentlichte »Mietspiegel«. »Wir haben das aber schon etwas länger geplant«, heißt es. Innen an der Wohnungstür hängt ein weiterer Teil der Ausstellung: der »Generalschlüssel« - ein kleiner Kuhfuß. Kunst soll ja manchmal auch zum Nachdenken auffordern. »Jetzt seid ihr dran«, schreibt »Airbnb und Co enteignen« auf einem ausliegenden Flyer.

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