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Black Lives matter - auch in Hamburg

Nach Tod eines Patienten: Afrikanische Community wirft Klinik-Security rassistisch motivierten Übergriff vor

  • Reinhard Schwarz
  • Lesedauer: 4 Min.

»Black Lives matter!« (Schwarze Leben zählen) stand auf einem der Transparente, die die rund 1000 Menschen mit sich führten, die am Samstag vor das Hamburger Universitätsklinikum Eppendorf (UKE) zogen. Auf anderen war zu lesen: »Wir wollen die Wahrheit« oder »Das war Mord!« Anlass der Kundgebung mit anschließender Demonstration ins Stadtzentrum war der noch immer unzureichend aufgeklärte Tod von William Tonou-Mbobda in der Psychiatrie des Universitätsklinikums Eppendorf (UKE) am 26. April. Er war gestorben, nachdem er von Mitarbeitern des Sicherheitsdienstes des Krankenhauses gewaltsam fixiert worden war.

Zur Demo hatte die Black Community Hamburg, eine Vereinigung deutsch-afrikanischer Organisationen, aufgerufen. Auf Transparenten forderten Teilnehmer*innen die Aufklärung der Todesursache sowie eine weitere Obduktion durch eine »neutrale« Instanz.

In ihrem Aufruf hatte die Black Community von einem »rassistischen Mord« an dem aus Kamerun stammenden Studenten gesprochen. Weiter heißt es darin, um ein Verbrechen handle es sich nicht nur, »weil hier einem schwarzen Menschen durch weiße Machtstrukturen gewaltvoll das Leben genommen wurde, sondern insbesondere auch durch die Art und Weise, wie sich das verantwortliche Krankenhaus auf Kosten des Toten zu rechtfertigen versucht«.

Noch immer steht das Ergebnis der feingeweblichen Untersuchung am Leichnam des Verstorbenen aus. Dem Ergebnis einer ersten, vorläufigen Obduktion zufolge starb der 34-Jährige an Herzversagen. Unklar ist, ob es eine Vorerkrankung gab, die zu seinem Tod geführt hat.

Nach Aussagen von Augenzeugen hatten sich drei Mitarbeiter der krankenhauseigenen Sicherheitsfirma auf den Mann gestürzt, als vor der UKE-Psychiatrie auf einer Bank saß und eine Zigarette rauchte. Berichten von Zeugen zufolge wollte Tonou-Mbobda ihrer Aufforderung nicht Folge leisten, eine Tablette zu nehmen und wieder mit zurück ins Gebäude zu kommen, wo er zuvor ein Gespräch mit einer Ärztin gehabt hatte. Dies schilderten Augenzeugen in TV-Videos des »Hamburger Abendblatts« und des NDR-Magazins »Panorama 3«. Die Security-Leute seien »äußerst brutal« vorgegangen. Einer habe immer wieder auf den Patienten »eingeboxt«. Angesichts dessen hatten schockierte Beobachter die Polizei gerufen. Die Staatsanwaltschaft ermittelt inzwischen gegen die drei Wachdienstmitarbeiter und eine Ärztin wegen des Verdachts der Körperverletzung mit Todesfolge.

Während der »Zwangsmaßnahme« hatte Tonou-Mbobda das Bewusstsein verloren, das er bis zu seinem Tod nicht wieder erlangte. Nach Informationen von »Panorama 3« stellte das Psychiatriepersonal mutmaßlich erst nach dem Vorfall beim zuständigen Bezirksamt einen Antrag auf Zwangseinweisung des Patienten. Eine Fixierung und andere Maßnahmen gegen den Willen des Patienten wären erst nach einer Genehmigung zulässig gewesen. Tonou-Mbobda hatte das UKE wegen psychischer Probleme freiwillig aufgesucht.

In einer ersten Pressemitteilung hatte das UKE am 26. April nebulös erklärt: »Am Sonntag, 21. April, ist es bei der Unterbringung eines hilfsbedürftigen Patienten in der psychiatrischen Klinik zu einem medizinischen Zwischenfall gekommen.« Die Erklärung suggeriert in der Folge, dass der Kameruner die Verantwortung für die brutalen Übergriffe selbst trägt: »Der Patient hatte sich der Anordnung der Unterbringung widersetzt und musste von dem zwischenzeitlich hinzugerufenen Sicherheitsdienst des UKE fixiert werden, als er aus bisher ungeklärten Umständen zusätzliche medizinische Hilfe benötigte.« In einer späteren Stellungnahme ging das UKE auf den Tathergang nicht mehr ein. »Wir nehmen die Vorwürfe sehr ernst und unterstützen die vorbehaltlose Aufklärung der Ereignisse mit allen Kräften«, heißt es darin.

Unterdessen hat der Bürgerschaftsabgeordnete Deniz Celik (LINKE) beim Senat der Hansestadt Informationen zur Personalsituation in der UKE-Psychiatrie erfragt. In dessen Antwort heißt des, dass es 2018 insgesamt 43 Gefährdungsanzeigen in der Einrichtung gegeben hat. Und in diesem Jahr kamen bis zum 30. April 19 weitere hinzu. In der Kinder- und Jugendpsychiatrie wurde in denselben Zeiträumen dagegen keine einzige Anzeige gestellt.

Celik findet, angesichts von »im Schnitt fast wöchentlich einer Gefährdungsanzeige« könne man nicht mehr von Einzelfällen sprechen. »Hier gibt es ein strukturelles Problem«, sagt er. »Die vielen Anzeigen sind ein starkes Indiz für Überlastung und Personalmangel.«

Celik fordert eine bessere Personalausstattung an der UKE-Psychiatrie, um Gefahrensituationen für Mitarbeiter wie Patienten zu vermeiden. Auch Zwangsmaßnahmen wären dann »viel seltener notwendig« und der Einsatz nicht qualifizierter Sicherheitskräfte überflüssig, erklärte der gesundheitspolitische Sprecher der Linksfraktion.

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