- Kommentare
- Flüchtlinge in Berlin
Wenn es kalt wird: Solidarität
Andreas Fritsche sieht Konjunktur und Flaute für Rassismus
Wenn der ostdeutsche Bauarbeiter nicht selbst schon Rechtsrock gehört hat und mit Neonazis marschiert ist, dann kennt er einen Kumpel, der ihm begeistert davon erzählt hat. Wenn es im Winter kalt wird auf dem Baugerüst, wird belustigt die ganz und gar nicht witzige Parole ausgegeben: »Der Führer hat Härte befohlen.« Das ist natürlich ein Klischee. Nicht alle Gewerke sind betroffen. Zimmerleute sind eher links, dafür Maurer weit rechts. Diejenigen, die anders sind, können ein Lied davon singen, wie beim Frühstück in der Baubude schwadroniert wird.
Wenn die Baubranche kriselt, nimmt nicht nur der Hass auf Fremde zu, die einem den Arbeitsplatz streitig machen könnten. Dann wird genauso über ältere Kollegen geschimpft, die es angeblich nicht mehr bringen und entlassen werden sollten, damit es einen selbst nicht trifft.
Zum Glück muss gerade kein Bauarbeiter fürchten, arbeitslos zu werden. Fremdenhass stört jetzt die Geschäfte. Die Baufirmen brauchen Leute und nehmen gern auch Ausländer, die nicht in der Gewerkschaft sind und ihre Rechte nicht kennen. Gegen den Kapitalismus hilft Solidarität. Aber woher soll der Bauarbeiter das wissen? Der Rechtsrock gaukelt ihm zur Ablenkung die Volksgemeinschaft vor.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.