Tränen der Trauer nach dem Sieg

Die Basketballer des Titelverteidigers Golden State verkürzen in der NBA-Finalserie in Toronto auf 2:3, verlieren aber ihren wichtigsten Spieler durch eine schwere Verletzung

  • Florian Lütticke und Hansjürgen Mai, Toronto
  • Lesedauer: 3 Min.

Kevin Durant humpelte auf zwei Krücken aus der Halle, Manager Bob Myers kamen nach der schweren Verletzung seines Superstars sogar die Tränen. Obwohl die Golden State Warriors ihre Träume vom dritten NBA-Titel in Serie mit einem 106:105-Zittersieg bei den Toronto Raptors am Leben hielten, wollte bei den Kaliforniern kaum Freude aufkommen. Das niederschmetternde Aus ihres wichtigsten Spielers überschattete den hart erkämpften Erfolg zum 2:3 in der Finalserie der nordamerikanischen Basketballliga.

»Ich bin am Boden zerstört wegen Kevin«, sagte Golden States Trainer Steve Kerr. »Ich fühle mich so schlecht seinetwegen, niemand sollte so etwas mitmachen müssen«, klagte Co-Star Stephen Curry. »Jeder ist so sehr damit beschäftigt, Meisterschaften zu jagen, aber es ist so viel wichtiger, dass wir uns gegenseitig um jeden Einzelnen kümmern.«

Zuletzt hatte der 30 Jahre alte Durant wegen einer hartnäckigen Wadenverletzung gut einen Monat lang gefehlt. Bei einem 1:3-Rückstand sollte der wertvollste Spieler der vergangenen beiden Finalserien aber doch noch mal helfen, die Wende zu schaffen. Nach elf Punkten in knapp zwölf Minuten war die Rückkehr des Flügelspielers aber jäh beendet. Infolge einer unglücklichen Bewegung griff sich Durant mit schmerzverzerrtem Gesicht an die Ferse. Wie sich später herausstellte, verletzte er sich an der Achillessehne. Am Dienstag sollte bei einer MRT-Untersuchung festgestellt werden, ob die Sehne möglicherweise sogar gerissen ist. Dies würde für Durant eine monatelange Pause bedeuten.

Er glaube nicht, dass es einen Schuldigen gebe, sagte Manager Bob Myers mit stockender Stimme sichtlich erschüttert, »aber wenn es sein muss, könnt ihr mich beschuldigen. Auch wenn es eine gemeinsame Entscheidung mit vielen Ärzten war, Kevin spielen zu lassen. Am Ende leite ich unsere Basketballabteilung.« Durant selbst meldete sich via Instagram: Die Verletzung »tut mir auch tief in der Seele weh«, schrieb er. Der Sieg seiner »Brüder« habe ihm aber schon wieder »neues Leben« eingehaucht.

Zuletzt hatte es Spekulationen gegeben, ob Durant absichtlich nicht mehr eingreife, weil er nach dieser Saison ohnehin aus seinem Vertrag aussteigen kann. »Kevin liebt es, Basketball zu spielen, und die Menschen, die infrage gestellt haben, ob er zum Team zurückkehren will, lagen falsch«, sagte Myers unter Tränen.

Nun müssen die Warriors ohne ihren besten Mann in der Nacht zum Freitag den Ausgleich schaffen, um ein entscheidendes siebtes Spiel zu erzwingen. In Toronto hatte Raptors-Aufbauspieler Kyle Lowry mit der Schlusssirene den Wurf zum möglichen Titel vergeben. Hinterher gab es aber nur ein Thema. »Er ist ein echter Kämpfer«, sagte Teamkollege Klay Thompson über Durant. »Er hat seine Gesundheit aufs Spiel gesetzt. Und wir vermissen ihn wahnsinnig auf dem Parkett.« dpa/nd

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.