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Weltklasseturnier mit einem Makel

Torwart Alexander Nübel war bei der U21-EM ein starker Rückhalt für die deutschen Fußballer. Im Finale patzte er - und Spanien gewann

  • Erik Roos, Udine
  • Lesedauer: 2 Min.

Als die Tränen getrocknet waren, suchte Alexander Nübel Trost in den Armen seines Vaters. Die Familie des Schalke-Schlussmanns war extra nach Udine gereist, auch Freunde und Bekannte seines Heimatvereins TSV Tudorf waren 1000 Kilometer mit dem Auto gefahren - doch dann wurde ausgerechnet der 22-Jährige zur tragischen Figur des Endspiels. Am Ende einer ganz starken U21-EM patzte der Torwart im entscheidenden Moment böse. »Als Torhüter ist man versucht, sich alleine die Schuld zu geben. Er hätte den Ball sicherlich festhalten können. Aber letzten Endes sind wir auch wegen Alex ins Finale gekommen«, sagte Trainer Stefan Kuntz über jene Szene, die das Finale wohl entschied. Gerade als das DFB-Team auf den Ausgleich drängte, ließ Nübel einen Schuss von Fabian Ruiz nach vorne abprallen - Dani Olmo (69.) bedankte sich und schob zum 2:0 ein.

Nübel verschwand später als erster Spieler im Mannschaftsbus - ohne ein Wort gesagt zu haben. Das übernahmen seine Teamkollegen. »Alex hat ein Weltklasseturnier gespielt«, sagte Nadiem Amiri. Torjäger Luca Waldschmidt, mit sieben Treffern EM-Torschützenkönig, betonte: »Ich mache ihm keinen Vorwurf, dass das Ding nach vorne springt. Ich habe vorne auch Chancen vergeben. Wir sind ein Team und stehen alle voll hinter ihm.«

EM-Reform
Die U21-EM wird reformiert. Ab 2021 werden 16 Teams statt zwölf antreten - gespielt wird in vier Vierergruppen aus denen die jeweils zwei besten Teams das Viertelfinale erreichen. Am bisherigen Modus mit drei Vierergruppen und dem direkt anschließenden Halbfinale hatte es wegen des ungerechten Vergleichs zwischen den besten Gruppenzweiten zur Ermittlung des vierten Halbfinalteilnehmers viel Kritik gegeben. dpa/nd

Im letzten Gruppenspiel gegen Österreich (1:1) hatte Nübel mit zwei Glanzparaden eine Niederlage verhindert, im Halbfinale gegen Rumänien (4:2) bewahrte er die DFB-Elf mit einem Weltklassereflex vor dem 1:3. Auch deshalb machte Kuntz seinem Keeper Mut. »Das wird für ihn ein Schritt sein, den er für den Rest seiner Karriere sicher gebrauchen kann«, sagte der DFB-Trainer. Das Tor indes sei, das gab auch Kuntz zu, »zum psychologisch schlechtesten Moment« gefallen und habe dem Team das Genick gebrochen - Amiri gelang in der 88. Minute noch der Anschlusstreffer.

Am frühen Montag reiste Nübel mit dem Rest der Mannschaft zurück nach Deutschland, wo nicht weniger spannende Tage auf den Torhüter warten. Noch immer ist die Zukunft des 22-Jährigen, dessen Vertrag beim FC Schalke 04 2020 ausläuft, ungeklärt. Die Gerüchte um ein Interesse von Bayern München und anderen Topklubs halten sich hartnäckig. Schalkes neuer Sportvorstand Jochen Schneider kündigte bereits an, mit Nübel Gespräche über eine Verlängerung des Vertrages führen zu wollen. »Wir werden alles tun, um ihn zu behalten«, sagte Schneider. SID/nd

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