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»Für die Kumpel wird gesorgt«

Lausitz-Strategie: Wissenschaftsministerin stellt Projekte vor

  • Wilfried Neiße
  • Lesedauer: 3 Min.

Der Strukturwandel in der Lausitz ist ohne ein günstiges politisches Klima schwer vorstellbar. Wissenschaftsministerin Martina Münch (SPD) präsentierte am Mittwoch ihre Ausbaupläne für die Wissenschaftslandschaft im Süden Brandenburgs, die im Zuge des Ausstiegs aus der Braunkohleverstromung umgesetzt werden sollen. Dafür müsse sich gerade Cottbus als tolerante, weltoffene Stadt erweisen, »wofür wir uns einsetzen«, wie Münch betonte.

Sie glaube nicht, dass das Kommunalwahlergebnis in Cottbus mit einem hohen AfD-Anteil unmittelbar negative Auswirkungen auf die Umsetzung des Sofortprogramms oder auch langfristigere Projekte habe. Doch sei »nicht immer leicht«, was man an dieser Stelle im Landessüden erlebe. Eine ausgesprochen fremdenfeindliche Stadt biete keineswegs ein Klima, das für die Anwerbung dringend benötigter ausländischer Fachkräfte günstig wäre.

Die amtierende Präsidentin der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus-Senftenberg (BTU), Christiane Hipp, zeigte sich entschlossen, die vielversprechenden Pläne umzusetzen, wie auch immer sich die politische Situation gestalten werde. »Auf jeden Fall gibt es Probleme vor Ort«, sagte sie. Zur Strategie, mit der auf die aktuelle Entwicklung reagiert wird, gehörten Ringvorlesungen zu solchen Themen, »die einer Erklärung bedürfen, bei denen es Informations- und Diskussionsbedarf gibt«.

Für die Fraunhofergesellschaft sagte Professor Harald Schenk, seine Forschungsgruppe in Cottbus sei sehr international besetzt. Er selbst suche das Gespräch mit seinen Mitarbeitern zu diesem Thema und habe dabei noch von keinem Vorfall erfahren, der berichtenswert gewesen wäre. »Sie fühlen sich in Cottbus sehr wohl, und ich hoffe, dass das so bleibt.«

Zuvor hatte Ministerin Münch ausführlich den Anteil der Wissenschaften an der Lausitz-Strategie dargestellt, die den für 2038 beschlossenen Ausstieg aus der Braunkohleförderung und -verstromung flankieren soll. Erste Erfolge hätten sich eingestellt. So sei es gelungen, zahlreiche Projekte aus den Bereichen Wissenschaft, Forschung und Kultur in einem Sofortprogramm des Bundes unterzubringen, womit »eine ganze Reihe hochkarätiger Ansiedlungen von Forschungseinrichtungen auf den Weg gebracht wurde«. Sie nannte den Einstieg in den Aufbau einer medizinischen Ausbildung an der BTU, den Gesundheitscampus und das Next Generation Hospital. Wichtig sei auch, dass am selben Standort mit dem Aufbau eines Fraunhofer-Instituts »Sensorik« sowie weiterer Wissenschaftsprojekte begonnen werde.

BTU-Interimspräsidentin Hipp hält es für wünschenswert, dass wieder mehr Studierende an die Uni kommen. Zuletzt war deren Zahl auf 7200 gesunken. Künftig sollten es wieder 8000, mittelfristig sogar 10 000 Studierende sein, wie noch vor fünf Jahren. Dies aber werde nicht innerhalb der kommenden zwei oder drei Jahre erreichbar sein. Für das »Strukturstärkungsgesetz Kohleregionen« stellt die Bundesregierung in den kommenden 20 Jahren 40 Milliarden Euro zur Verfügung. Von den 700 Millionen Euro, die die Länder für die Gestaltung des Wandels direkt erhalten sollen, bekommt Brandenburg gut ein Viertel.

Wenn Kohle-Arbeitsplätze verschwinden und dafür einige wenige hochwertige Wissenschaftsarbeitsplätze entstehen, dann könnte das zum Problem werden, wurde der Ministerin vorgehalten. Beim Ausstiegsbeschluss handle es sich in der Tat um eine Staatsentscheidung zur Reduzierung von Industriearbeitsplätzen, bestätigte sie. Auf die Wissenschaftsentwicklung beschränken sich die flankierenden Maßnahmen aber keineswegs, wenn sie als Wissenschaftsministerin sich auch viel von der eingeleiteten umfassenden Wissenschaftskooperation und dem hohen Praxisbezug verspreche. Es handle sich beim Kohleausstieg glücklicherweise nicht mehr um einen Strukturumbruch wie zu Beginn der 1990er Jahre, der sich in der Lausitz als »Katastrophe« erwiesen habe. »Für die Kumpel wird gesorgt.« Auch gehe es längst nicht mehr um so viele Arbeitsplätze wie seinerzeit.

»Vor allem: Wir haben Zeit«, so Münch. Zunächst werde die Kohle ja noch gebraucht - vor allem, um das energetische Grundlastangebot sicherzustellen. Viele der heute noch in der Braunkohleindustrie arbeitenden Menschen seien in 20 Jahren im Ruhestand, andere könnten umschulen. So bilde die LEAG ohnehin Lokführer für ihre Grubenbahnen aus.

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