- Politik
- Wehrmacht
Französische Kriegswaise verklagt Deutschland auf Entschädigung
Vater von Mann aus Elsass war zwangsrekrutiert worden
Straßburg. Der Sohn eines in den Reihen der Wehrmacht gefallenen Franzosen hat Deutschland auf Entschädigung verklagt. »Deutschland weigert sich, uns auf die gleiche Weise wie deutsche Waisen zu entschädigen«, sagte der aus dem Elsass stammende Gérard Michel am Dienstag der Nachrichtenagentur AFP. Er habe bei der Staatsanwaltschaft Straßburg Klage wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit eingereicht, weil sein Vater und sein Onkel 1944 und 1943 in die Wehrmacht zwangseingezogen worden waren.
Nach der De-facto-Annexion des Elsass' und Lothringes hatten die Nationalsozialisten rund 130.000 Franzosen für die deutschen Streitkräfte rekrutiert. In Frankreich werden diese Soldaten als Malgré-nous (»wider unseren Willen«) bezeichnet. Infolge eines Übereinkommens mit Frankreich zahlte Deutschland den Malgré-nous-Soldaten 1981 eine Einmalzahlung, aber keine monatlichen Kriegsrenten, weil sie als französische Soldaten gelten.
Sein Vater sei in einem Massengrab in Polen begraben worden, sagte Michel. Waisen französischer Gefallener hätten gemäß dem Übereinkommen von 1981 aber nur 920 Euro erhalten. Jemand, der sich freiwillig zur SS gemeldet hatte, könne hingegen regelmäßige Zahlungen von 400 Euro im Monat erhalten, beklagte er.
Im Juni bestätigte das französische Verteidigungsministerium, dass unter den 54 Empfängern deutscher Kriegsrenten in Frankreich fünf ehemalige Soldaten sind. Im Februar sorgte die Bestätigung für Entrüstung, dass eine Handvoll Nazi-Kollaborateure in Belgien noch heute Geld aus Deutschland erhielten. AFP/nd
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.