- Kommentare
- Wohnungslosigkeit
Ohne Wertschätzung
Markus Drescher über Wohnungslosigkeit und fehlende Statistiken
Wenn man etwas wertschätzt, zeigt man Interesse dafür, möchte mehr darüber erfahren. Auf staatlicher Ebene wird dann meistens eine Statistik erhoben, Wissen ist schließlich eine essenzielle Grundlage für Handeln. Im Umkehrschluss kann man davon ausgehen, dass, wenn eine staatliche Statistik fehlt, es auch nicht weit her ist mit Handlungswillen. Wo die Schätzung die eigene Statistik ersetzt, sind Wert und Interesse offensichtlich gering.
Wie im Fall von Wohnungs- und Obdachlosen. Dass die Öffentlichkeit überhaupt regelmäßig vom Ausmaß des Problems in Deutschland erfährt, ist der Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe zu verdanken. Hunderttausende Betroffene warten in diesem Land also nicht nur vergebens darauf, dass dieser angebliche Sozialstaat eine Lösung für sie findet. Sie müssen dies auch im Bewusstsein tun, dass sie nach jetzigem Stand bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag ausharren müssen, weil gar kein Interesse daran besteht, etwas an ihrer Situation zu ändern - ja nicht einmal daran, etwas von ihnen zu wissen. Ein Umstand, der jeden empören müsste. Auch diejenigen, die sich in vermeintlicher Sicherheit wiegen. Denn dabei kann man sich leicht verschätzen und staatliche Geringschätzung jeden schneller betreffen als gedacht.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.