Bakery Jatta - schmierige Kampagne

Nicht der Spieler ist das Problem, »Bild« ist es.

  • Fabian Hillebrand
  • Lesedauer: 2 Min.

Für die »Bild«-Zeitung gibt es keine Zwischentöne: Der Fußballer Bakery Jatta heiß eigentlich Bakary Daffeh und hat sich unter Angabe eines falschen Alters in Deutschland eingeschmuggelt. Es stehen viele Fragezeichen in dem Text der Zeitung, die herausgefunden haben will, dass Jatta unter einer falschen Identität spielt. Trotzdem wurde der Artikel in den sozialen Medien rasant geteilt – von Rechten, die Asylbetrug wittern. Genauso rasant fiel die Geschichte dann aber in sich zusammen. »Bild« schrieb, Jatta habe sich als minderjährig ausgegeben, um seine Chancen auf Asyl zu verbessern. Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge will davon aber nicht wissen, es vermeldet, Jatta hätte nie einen Asylantrag gestellt. »Sport Bild« hat das inzwischen korrigiert. Genauso wie die Bebilderung eines Kommentars zur Causa, in dem statt Jatta der HSV-Spieler Gideon Jung zu sehen war. Hauptsache Schwarz. Die AfD und ihre Schreihälse fordern derweil weiter die Ausweisung des linken Flügelflitzers.

So ist das eben in Deutschland: Ist man ein milliardenschwerer Sportfunktionär und äußert sich rassistisch, hat man nicht zu befürchten. Außer einer dreimonatigen Beurlaubung. Ist man dagegen ein Flüchtling aus Gambia, wird gleich nach Abschiebung krakeelt.

Beim DFB-Pokalspiel am Sonntag wird Jatta auflaufen. Ausgerechnet gegen den Chemnitzer FC, der für seine rechte Fanszene bekannt ist. Ob unter falscher Identität oder nicht, wir vermögen es nicht zu sagen. »Bild« weiß es aber auch nicht. Und das ist das Niederträchtige. Die ganze »Recherche« beruht auf fadenscheinigen Fakten. Man hätte auch Reporter nach Gambia schicken können, um mit ehemaligen Freunden und Mannschaftskollegen von Jatta zu sprechen. So hätte man die Vorwürfe erhärten oder zerstreuen können. Diese sind immerhin in der Lage, eine Karriere zu ruinieren. Das ist nicht geschehen. Stattdessen sollte man nun die »Bild«-Journalisten zwangsverpflichten, am Sonntag in Chemnitz ins Stadion an der Gellertstraße zu gehen. Sie könnten dort sehen, was ihr Sensationsjournalismus anrichtet. Wenn dort tausende Rechte in der Fankurve den Flüchtling Jatta, der sich aus ärmsten Verhältnissen hoch gekickt hat, beleidigen und schmähen.

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