Heimliche Liebe: Politcasting

Alina Leimbach über die Vorsitzendensuche bei der SPD

  • Alina Leimbach
  • Lesedauer: 2 Min.

Castingshows sind aus unserer Zeit nicht mehr wegzudenken. Show, Streit, manchmal Tränen - und Zuschauerbeteiligung. Ein sicheres Erfolgsrezept. Auch die SPD macht sich nun dieses Prinzip bei ihrer Kandidat*innensuche für den Parteivorsitz zu eigen. Nur, dafür erntet sie bislang Spott: »Totales Fiasko« und »Farce« kommentieren Medien. Zu unbekannt die Kandidat*innen, echte »Politpromis« aus der ersten Reihe fehlten. Allerdings, vor einigen Monaten kritisierten die gleichen Kommentator*innen noch, dass die SPD am Boden liege und neue Ideen und eine Erneuerung brauche.

Jetzt ist eben doch noch ein herbeigesehnter A-Promi ins Rennen gestiegen: Finanzminister Olaf Scholz. Bätschi. Nur, jetzt mal im Ernst, ist der GoKo-Befürworter, Agenda-2010-Architekt und Schwarze-Null-Guru tatsächlich der Aufbruch, den die SPD braucht? Das kann man anzweifeln.

Doch das Gute ist: In dem Politcasting können sich die Zuschauer*innen und Mitglieder selbst ein Urteil darüber bilden. Dass der öffentliche Applaus leise ausfällt, ist dennoch klar: Keiner bekennt sich gerne zu seiner Castingleidenschaft, zu ordinär, »diese ganzen No-Names« - aber irgendwie wissen dann doch alle Bescheid. Die SPD könnte als Veranstalter auf jeden Fall davon profitieren: Wenn sie beginnt, endlich wieder öffentlich über ihren Kurs zu streiten - und dringend benötigte Zukunftsvisionen zu entwickeln. Wohin will sie in einer Zeit, in der der Schrödersche Kurs der »neuen Mitte« nicht mehr zu zieht? Im besten Fall schafft sie es so sogar, wieder sozialdemokratische Themen auf die öffentliche Agenda zu setzen.

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