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Olympia bleibt machbar
In ihrem letzten Spiel bei der WM besiegen die deutschen Basketballer Kanada mit 82:76
Der Video-Einspieler tat noch mal ein bisschen weh. Eine halbe Stunde vor Spielbeginn wurden den Zuschauern im Oriental Sports Center Shanghai die beiden Mannschaften vorgestellt, die sich gerade auf dem Feld warm spielten. Da erinnerte der Weltverband daran, dass die deutschen Basketballer als Einzige in Europas WM-Qualifikation mehr als 1000 Punkte erzielt hatten. »Deutschland erwartet, hier ein gehöriges Wörtchen mitzureden«, hieß es in dem vor der WM produzierten Filmchen. Die Realität wirkte plötzlich noch etwas trostloser als ohnehin schon. Denn die Deutschen spielten in ihrem letzten WM-Spiel nicht um eine Medaille, sondern gegen Kanada nur um Platz 17.
In Shanghai, der größten Stadt Chinas, leben 24 Millionen Menschen. Die 18 000 Plätze in der Halle wurden dennoch nicht voll. Das dürfte in den Viertelfinalpartien an diesem Dienstag- und Mittwochabend anders werden. Doch am Montag ging es eben nur darum, einer der besten Verlierer der WM zu werden. Immerhin siegten die Deutschen dabei zum versöhnlichen Abschluss mit 82:76 gegen Kanada.
Beide Teams hatten in der Vorrunde die wohl stärksten Gruppengegner erwischt und waren ausgeschieden. Nachdem beide Teams sich in der Folge jeweils klar gegen Jordanien und Senegal durchgesetzt hatten trafen sie am Montagabend im Gruppenfinale aufeinander. Dabei begannen vor allem Paul Zipser und Maximilian Kleber stark und brachten die Deutschen mit 14:7 in Führung.
Defensiv mangelte es erneut an Aggressivität, vor allem wenn die Kanadier den Korb direkt angriffen. So gingen die Nordamerikaner im zweiten Viertel erstmals in Führung und bauten diese zum 33:27 auf sechs Punkte aus. Erst ein Schlussspurt der beiden NBA-Profis Kleber und Dennis Schröder drehte die enge Partie kurz vor der Halbzeit noch einmal zugunsten der Deutschen, die mit einer 36:33-Führung in die Kabine schritten.
Das Ziel, das nach dem frühen Ausscheiden ausgegeben worden war, konnte spätestens jetzt als erreicht angesehen werden. Durch die Mithilfe Nigerias in einer anderen Verlierergruppe hätte Deutschland schon mit 48 Punkten Abstand verlieren müssen, um keines der Olympiaqualifikationsturniere im Juni 2020 zu erreichen. Dort werden sie sich nun gegen fünf andere Nationen durchsetzen müssen, um einen Monat später doch noch zu den Spielen nach Tokio reisen zu dürfen.
Die zweite Hälfte begann dann wie erwartet: ohne große Intensität auf beiden Seiten. Immerhin trafen die Kanadier jetzt besser von außen in einem Spiel, das nun durch viele Ballverluste, Fouls und Videobeweise immer wieder unterbrochen wurde. »Diese Phase war extrem anstrengend, denn viele Sachen liefen hintereinander schief«, befand auch Bundestrainer Henrik Rödl. »Die Mannschaft hat aber wieder zurückgefunden. Das muss man gegen diesen Gegner erst mal wieder drehen, und es macht mich stolz, dass wir das Spiel noch gewonnen haben.« Die Deutschen waren bei elf Punkten Rückstand Gefahr gelaufen, das Spiel klar abzugeben, kämpfen sich aber heran, so dass die Entscheidung erst im Schlussviertel fallen sollte.
Und plötzlich fanden die Deutschen ihren bei der ganzen WM vermissten offensiven Rhythmus. Freie Werfer wurden gefunden, und die trafen zur Abwechslung auch mal. So wie Aufbauspieler Ismet Akpinar: »Besser spät als nie. Wir wollten mit einem positiven Gefühl nach Hause fahren, denn wir sind nichtsdestotrotz eine gute Mannschaft«, sagte der Ulmer, der in der neuen Saison in der Türkei spielen wird. »Wir hatten übers ganze Turnier immer wieder Höhen und Tiefen, aber am Ende haben wir eine gute Mannschaft geschlagen, und das war sehr wichtig.«
Auch Rödl fand so noch zu einer positiven Bilanz einer WM, die mit zwei bitteren Niederlagen begonnen hatte. »Wir haben danach alle drei Spiele gewonnen, so wie wir uns das vorgenommen hatten. Wir konnten ohne Rechnereien das Qualifikationsturnier erreichen. Es ist nicht alles gut, aber heute Abend ist es definitiv besser, mit einem Sieg aus dem Turnier zu gehen. Mein Fazit ist, dass wir definitiv Charakter gezeigt haben.«
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