Von Guardiola geehrt, von Conte blockiert

Während Barcelona Seenotretter mit Medaillen kürt, hält die italienischen Regierung ihre Häfen geschlossen

  • Fabian Hillebrand
  • Lesedauer: 2 Min.

Die deutsche Sea-Watch-Kapitänin Carola Rackete und der Gründer der katalanischen Rettungsorganisation »Open Arms«, Oscar Camps, sind am Dienstagabend in Barcelona für ihren Einsatz in der Seenotrettung mit der Ehrenmedaille des katalanischen Regionalparlaments ausgezeichnet worden. Die Feierlichkeiten finden traditionell am Vorabend des Nationalfeiertags La Diada statt. Die Medaillen wurden vom katalanischen Parlamentspräsidenten Roger Torrent verliehen, die Laudatio hielt Manchester-City-Coach Pep Guardiola.

Rackete hatte Ende Juni für Schlagzeilen gesorgt, als sie in Italien festgenommen wurde. Zuvor hatte sie ihr Schiff »Sea-Watch 3« mit 40 Migranten an Bord - ohne Erlaubnis und gegen die Anordnung des damaligen rechten Innenministers Matteo Salvini - in den Hafen von Lampedusa gesteuert. Sie begründete den Schritt mit der verzweifelten Situation an Bord. Die 31-Jährige wurde nach zwei Tagen wieder freigelassen, das Verfahren gegen sie läuft jedoch noch.

Veranstaltungen zur Seenotrettung

Veranstaltungen im Rahmen der Ausstellung "Kein Land in Sicht für die Seenotrettung": 

26. September 2019 Film mit Gespräch: "Frühlingskinder" - Mit Demet Altan (Lehrerin und Filmemacherin) und Aktivist*innen aus einer Leipziger Seebrücke-Gruppe, Moderation: Johanna Treblin (Journalistin Neues Deutschland)Moderation: Johanna Treblin ( "interim by linxxnet", Demmeringstraße 32, 04177 Leipzig, 19:00 Uhr)

8. Oktober 2019 Podiumsgespräch: "Seenotrettung – was kommt danach? Über Verteilmechanismen der EU"Diskussion - Mit Clara Anne Bünger (Equal Rights Beyond Borders), Aktivist*innen der MISSION LIFELINE; Moderation: Sebastian Baehr ("interim by linxxnet", Demmeringstraße 32, 04177 Leipzig, 19:00 Uhr)

Der katalanische Aktivist Oscar Camps hatte 2015 die Organisation »Proactive Open Arms« ins Leben gerufen, um Migranten, die auf dem Seeweg nach Europa wollen, Hilfe zu bieten.

Während in Barcelona gefeiert wurde, hat am gleichen Abend das deutsche Schiff »Alan Kurdi« seine Rettungsmission vor Malta beendet. Die letzten fünf Migranten seien von Bord, bestätigte Sea-Eye Sprecher Gorden Isler dem »nd«.

Die »Alan Kurdi« hatte am 31. August 13 Menschen aus einem nicht seetüchtigen Holzboot gerettet. Laut Sea-Eye war Malta für die Koordinierung des Rettungseinsatzes zuständig. Die Malteser ließen zunächst nur mehrere Härtefälle an Land. Am Dienstagmorgen hatten immer noch fünf Gerettete an Bord ausgeharrt.

Italien hatte der »Alan Kurdi« die Einfahrt in einen italienischen Hafen verwehrt. Isler kritisierte, dass sich die italienische Politik gegenüber Seenotrettern nach dem Ausscheiden der fremdenfeindlichen rechten Lega aus der Regierung anscheinend nicht geändert habe.

Rackete forderte deshalb in Barcelona konkrete Akte der Solidarität: »Eins möchte ich klar sagen: Medaillen und Worte werden nicht ausreichen.« Der gebürtige Katalane und Ex-Bayern-Coach Pep Guardiola sagte in seiner Rede: »Eine Welt, die nicht rettet, ist eine Welt, die untergeht, in der die Gesellschaften ertrinken.«

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
- Anzeige -

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -