- Politik
- Seenotrettung
Was fehlt
Sebastian Bähr über Seehofers Ankündigung, Bootsflüchtlinge aufzunehmen
Die Verhandlungen zwischen verschiedenen EU-Staaten zur Aufnahme von Bootsflüchtlingen laufen noch, ein offizielles Ergebnis wird es wohl erst am 23. September nach einem Treffen europäischer Innenminister auf Malta geben. Berichten zufolge zeigt sich Bundesinnenminister Seehofer (CSU) jedoch jetzt schon bereit, im Rahmen eines multinationalen Verteilmechanismus jeden vierten in Italien ankommenden Schutzsuchenden aufzunehmen. Offenbar hat der Abgang des rechtsradikalen italienischen Innenministers Matteo Salvini Spielräume für politische Lösungen geschaffen. Sollte eine Verteilmechanismus mit deutscher Beteiligung zustande kommen, wäre dies eindeutig ein Schritt in die richtige Richtung. Das mittlerweile dutzendfach erlebte Rumgeschachere auf Kosten der Bootsflüchtlinge mitsamt der wochenlangen Zitterparteien vor Europas Küsten war würdelos und menschenverachtend.
Mit einem EU-weiten Verteilmechanismus ist es jedoch nicht getan. Schutzsuchende würden auf der lebensgefährlichen Mittelmeerroute weiterhin ihr Leben riskieren und ertrinken. Zu einer wirklichen Änderung der Migrationspolitik gehören eine Entkriminalisierung der zivilen Seenotretter, ein Ende der Zusammenarbeit mit der libyschen Küstenwache, ein staatlich organisiertes Seenotrettungsprogramm sowie legale Wege nach Europa. Ohne dies bleibt die tödliche Festung bestehen.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.