46.000 legen Arbeit nieder: Erster Streik seit zwölf Jahren bei General Motors

Größter Streik in den USA seit 2007 mit Arbeitsniederlegungen an über 50 Standorten

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Washington. Im Kampf für einen besseren Tarifvertrag bei General Motors (GM) haben tausende Beschäftigte die Arbeit niedergelegt. Der Streik begann um Mitternacht, wie die Gewerkschaft United Auto Workers (UAW) im Kurzbotschaftendienst Twitter mitteilte. Sie hat 46.000 Mitarbeiter zum Streik aufgerufen - dem ersten seit zwölf Jahren. Grund sind gescheiterte Verhandlungen über einen neuen Tarifvertrag.

»Das ist unser letztes Mittel«, sagte Terry Dittes, Verhandlungsführer der UAW vor Journalisten in Detroit. »Wir kämpfen für die Grundrechte der Arbeitnehmer in diesem Land.« Der Streikaufruf sei bei einem Treffen von rund 200 Gewerkschaftsvertretern aus dem ganzen Land beschlossen worden.

Der bisher geltende Tarifvertrag bei GM war nach vier Jahren ausgelaufen. Verhandlungen seit Juli brachten kein Ergebnis. Beide Seiten seien noch weit auseinander, hieß es von Gewerkschaftsseite. Es gebe Differenzen bei der Lohnhöhe, der Krankenversicherung, dem Status von Leiharbeitern sowie der Arbeitsplatzsicherheit.

GM erklärte, das Unternehmen sei »enttäuscht«. Der Konzern habe in den Verhandlungen ein »starkes Angebot« gemacht. Ziel bleibe, eine »gute Zukunft für unsere Angestellten und unser Unternehmen«. Der letzte große Streik bei GM fand laut »Wall Street Journal« im Jahr 2007 statt. Damals beteiligten sich demnach 73.000 Beschäftige an 89 Standorten. Der Streik dauerte nur drei Tage. Doch früher wurde bei General Motors auch monatelang gestreikt. Aktuell werden, laut Informationen der Associated Press, 33 General Motors Fabriken in neun US-Bundesstaaten und 22 Warenhäuser, die Autoteile ausliefern, bestreikt. Für viele Arbeiter, die erst nach 2007 im Unternehmen anfingen zu arbeiten, ist es der erste Streik.

CNN zufolge ist es der größte Streik einer Gewerkschaft in den USA seit dem UAW-Streik 2007. Schon im vergangenen Jahr war in den Vereinigten Staaten so viel gestreikt worden, wie schon seit der Amtszeit Ronald Reagans nicht mehr. 2018 sorgten vor allem Lehrer für eine Rekord-Streikbeteiligung.

Die Geschäfte von GM laufen derzeit gut. Im vergangenen Jahr machte der Konzern 11,8 Milliarden Dollar (10,6 Milliarden Euro) Gewinn. Zinsen und Steuern sind noch nicht abgezogen. Die Gewerkschaft argumentiert, es sei Zeit, die Beschäftigten am Profit des Unternehmens teilhaben zu lassen. Allerdings ist der Ausblick unsicher, auch wegen des Handelsstreits mit China. Viele Arbeiter bei General Motors sind wütend auf den Autohersteller, nachdem dieser im November vergangenen Jahres die Schließung von vier Standorten in den USA und einen in Kanada angekündigt hatte. Die Gewerkschaft versucht in den Tarifverhandlungen diese Standorte und Arbeitsplätze zu retten.

GM bot nach eigenen Angaben an, sieben Milliarden Dollar zu investieren, was 5.400 Arbeitsplätze sichern werde. Die Schließung von zwei der fünf Standorte solle noch einmal auf den Prüfstand. Aus Verhandlungskreisen wurde bekannt, dass der geplante E-Lastwagen von einer Tochterfirma im ehemaligen GM-Werk in Detroit Hamtramck gebaut werden soll. Auch die Schließung einer Fabrik in Lordstown, Ohio im November soll erneut geprüft werden. In dieser könnten zukünftig Batterien für Elektroautos gebaut werden. Doch es ist unklar, wann die Produktion an den beiden Standorten tatsächlich starten würde.

Derweil kämpft die UAW-Führung mit einem Skandal. Gewerkschaftern wurde der Missbrauch von Gewerkschaftsgeldern und die Annahme von Bestechungsgeldern beim Autobauer Fiat Chrysler in Detroit vorgeworfen. Neun Beschuldigte aus dem Umfeld der UAW bekannten sich vergangene Woche schuldig in einem Bundesprozess. Laut Detroit News war darunter auch der Präsident der Gewerkschaft Gary Jones. Der Skandal könnte Beobachtern zufolge das Misstrauen der Gewerkschaftsmitglieder gegenüber schnell ausgehandelten Kompromissen mit der Unternehmensführung verstärken und dafür sorgen das die Gewerkschaftsbasis nicht so schnell einem Verhandlungsergebnis zustimmt. Schon vor vier Jahren hatten die Gewerkschaftsmitglieder dem Tarifvertrag nur mit knapper Mehrheit zugestimmt.

Lesen Sie auch: 2018 haben so viele US-Arbeiter wie seit 1986 nicht mehr gestreikt - darunter sind besonders viele Lehrer.

Derweil erklärte die Transportarbeitergewerkschaft »International Brotherhood of Teamsters« am Sonntagabend ihre Mitglieder würden während der Streiks der UAW keine Autos von General Motors transportieren. »Die Teamster und die UAW haben eine jahrzehntelange Tradition sich gegenseitig zu unterstützen«, sagte Teamster-Präsident Jim Hoffa. Man werde die Streikposten der UAW »respektieren«, so der Präsident. Teamster ist mit rund 1,4 Millionen Mitgliedern die größte Einzelgewerkschaft in den USA. Rund 1.000 im Autotransport beschäftigte Gewerkschaftsmitglieder wollen während des Streiks keine GM-Fahrzeuge zu Autohändlern bringen. mwi/AFP

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