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Ein Monat im Osterholz
Die Besetzerinnen eines Waldstücks im Bergischen Land wollen dessen Rodung durch einen Steinbruchbetreiber verhindern
Um zu den Besetzer*innen des Osterholzes zu kommen, muss man ein bisschen Trittsicherheit mitbringen. Nicht umsonst heißt die Gegend, in der der Wald ist, Bergisches Land. Die Besetzung liegt an einem Waldhang und ist umgeben von Barrikaden aus totem Holz. Um zu den Baumhäusern und auf dem Boden aufgebauten Zelten zu kommen muss man einige der Sperren überwinden.
Dann ist man aber in einer Waldbesetzung, wie man sie sich vorstellt. Auf Transparenten wird »Wald statt Müll« gefordert, Antifa- und Hambacher Forst Fahnen hängen in den Bäumen. An einem Tisch sitzt Jay mit zwei weiteren Besetzern, die haben keine Zeit zu reden, Baumhäuser wollen gebaut werden. Auch René Schuijlenburg von der Bürgerinitiative »Osterholz bleibt!« ist gekommen. Im Frühsommer hatte die Initiative den Protest angestoßen.
Worum es dabei geht? Der Steinbruch braucht Platz für eine Abraumhalde. Fünf Hektar Wald sollen gerodet werden. Im Boden befindet sich zu viel unbrauchbares Material, das hier im Osterholz aufgeschüttet werden soll. Das Osterholz ist ein beliebtes Naherholungsgebiet. Wander- und Radwege durchziehen den Wald. Die geplante Halde würde den Wegen nahekommen. Die Initiative »Osterholz bleibt!« hat mit Waldspaziergängen, Infoveranstaltungen und einer Demonstration darauf aufmerksam gemacht. Viele Bürger haben daraufhin Eingaben an die zuständige Bezirksregierung geschickt. Diese solle die Haldenpläne nicht genehmigen.
Demonstrationen und Eingaben reichen Jay und den anderen Waldbesetzer*innen nicht aus: »Wir besetzen den Wald, weil uns das Thema wichtig ist und man mit Demonstrationen nicht mehr erreicht als Aufmerksamkeit. Hier sind wir ein direkter Störfaktor!« Sollte es zu einer Räumung kommen, will man sich im Wald »verschanzen«, die einen werden in Baumhäuser gehen, dass derzeit höchste ist in luftigen 17 Metern, oder sich am Boden festketten. »Wir werden versuchen die Räumung so schwer wie möglich, so zeitintensiv wie möglich und damit so teuer wie möglich zu machen«, so der Waldbesetzer.
Ob der Hambacher Forst ein Vorbild ist? »Ja und Nein.« Waldbesetzungen hätten in der radikalen Linken ja schon eine viel längere Tradition. Es habe aber schon »beeindruckt«, wie sich die Besetzer*innen im Hambi gegen die Räumung gestellt haben. Eine Parallele zwischen beiden Besetzungen gibt es in jedem Fall. Sowohl im »Hambi« als auch im Osterholz, versuchen die Besetzer*innen ein »alternatives anarchistisches Lebenskonzept« auszuprobieren.
Bislang erhalten die Besetzer*innen viel Unterstützung. Beim Gang durch die Besetzung zeigen sie ihre Küche, die habe man bisher aber nur für den Abwasch gebraucht. »Essen haben wir bisher immer von Unterstützer*innen bekommen.« Ein Restaurant aus Wuppertal sei dabei gewesen und auch der Juniorchef des Steinbruchs habe schon eine Kiste Bananen vorbeigebracht. »Er hat uns versichert, dass die nicht vergiftet sind, dann haben wir sie natürlich gerne genommen«, erzählt Jay lachend. Insgesamt ist das Verhältnis zum Steinbruch eher kurios.
Dort gibt man sich gerne gesprächsbereit, rückt bislang aber nicht von den Plänen für die Abraumhalde ab. René Schuijlenburg ist optimistisch, dass sich das noch ändern könnte. Die Bezirksregierung habe bisher auf keine der über 50 Einwendungen reagiert. Anhörungstermine seien noch nicht bekannt gegeben worden. Der 1. Oktober als Beginn der Rodung wird sich so nicht umsetzen lassen.
Um den Forderungen für den Erhalt des Osterholzes und anderer bedrohter Grünflächen um Wuppertal Nachdruck zu verleihen, will »Osterholz bleibt!« am 28. September durch die Wuppertal demonstrieren.
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