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Campen für den Klimaschutz
Die großen Klimademonstrationen am Freitag waren nur der Auftakt einer weltweiten Aktionswoche
In der Nacht hat es etwas geregnet. Die Wiese vor dem wuchtigen Gebäude des Deutschen Theaters in Göttingen ist noch feucht. Ohnehin ist der Platz mit der Bushaltestelle und dem Taxistand daneben nicht ideal zum Campen. Aber die jungen Leute, die hier in Zelten übernachtet haben, sind nicht zum Urlaub hier, sondern um für mehr Klimaschutz zu kämpfen. Die Ortsgruppe von »Fridays for Future« hat das Protestcamp in der Stadt im Süden Niedersachsens am Montag aufgebaut. Bis zum Freitag soll es hier bleiben.
Das Camp begann parallel zur Großdemonstration
Olga Hohmann versteht nicht, was Arbeit ist und versucht, es täglich herauszufinden. In ihrem ortlosen Office sitzend, erkundet sie ihre Biografie und amüsiert sich über die eigenen Neurosen. dasnd.de/hohmann
»Wir bestreiken so lange auch den Unterricht«, sagt Paula Lüers von »Fridays for Future«. Die Klimabeschlüsse der Bundesregierung seien »völlig unzureichend. Deshalb machen wir weiter, bis es konkrete und wirksame Maßnahmen gegen die Klimakrise gibt«. Allenfalls für abiturrelevante Klausuren gehen die jungen Leute in dieser Woche in die Schule.
Ein Kern von 20 Aktivistinnen und Aktivisten hat das Camp vorbereitet. Es startete parallel zur Großdemonstration am vergangenen Freitag, bei der rund 10 000 Menschen stundenlang durch Göttingen zogen und mehr Tempo beim Klimaschutz anmahnten.
Das Tagesprogramm beginnt mit einem gemeinsamen Frühstück. »Alle Lebensmittel wurden gespendet«, sagt Gianna Mascioni, die ebenfalls bei »Fridays for Future« aktiv ist. Ein Bio-Großhandel brachte mehrere Dutzend Kisten Saft und Mineralwasser vorbei. Die Elterninitiative »Parents for Future« organisierte Kocher und Geschirr. Gekocht wird vegan oder vegetarisch. Das Göttinger Umwelt- und Naturschutzzentrum rückte Stühle und Sofas heraus, die Jugendorganisation »Die Falken« stellte die Zelte zur Verfügung, Landwirte luden Strohballen ab, auf denen Campbewohner und Gäste sitzen können. Zudem wurden zwei mobile Toilettenhäuschen aufgestellt. »Wir dürfen aber auch im Theater aufs Klo gehen«, erzählt Mascioni, sowie Strom und Wasser kostenlos abzapfen.
Fast rund um die Uhr gibt es im Camp Aktionen, Veranstaltungen und Workshops. Am Montagnachmittag etwa berichtete eine Gruppe über Basisdemokratie und Ökologie in den syrischen Kurdengebieten, abends wurden im Plenum klimapolitische Forderungen an die Stadt Göttingen diskutiert und formuliert. Am Dienstagmorgen fand ein »Aktionstraining« für die Campbewohner statt, am Nachmittag ein öffentliches Seminar über »Framing«: Diese manipulative Kommunikationsstrategie soll helfen, Einfluss darauf zu nehmen, wie andere eine Sache betrachten oder was sie darüber denken.
Protestaktionen auch in Hannover und im Wendland
Auch anderswo in Niedersachsen setzt »Fridays for Future« die Klimaproteste in dieser Woche fort. Auf dem Opernplatz in Hannover entstand am Montag ebenfalls ein Aktionscamp, dort gibt es Workshops für Schulklassen. Höhepunkt soll ein Laternenumzug unter dem Motto »Licht ins Dunkel bringen« am Donnerstag werden. Die Demonstration richtet sich an die Landesregierung, sich mehr für den Klimaschutz einzusetzen.
Im Wendland gibt es in verschiedenen Orten ein Programm mit Filmen, Diskussionsveranstaltungen und Theateraufführungen zum Thema Klimawandel. Die Aktionswoche endet dort am Freitag mit einer »Internationalen Demonstration« in Hitzacker, an der auch Flüchtlinge teilnehmen.
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