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Internationaler Frauentag

Gold und Empowerment: Allyson Felix und Shelly-Ann Fraser-Pryce begeistern in Doha

Es war ein Abend, an dem Leichtathletikgeschichte geschrieben wurde in Doha. Zu verdanken war das vor allem starken Frauen: Die Jamaikanerin Shelly-Ann Fraser-Pryce gewann zum vierten Mal WM-Gold über 100 Meter - zehn Jahre nachdem die heute 32-Jährige erstmalig zur schnellsten Frau der Welt gekürt würde, und nur 13 Monate nach der Geburt ihres Sohnes Zyon.

»Hier zu stehen mit 32, es wieder geschafft zu haben, das ist ein Traum, der wahr wird«, sagte die Frau mit den regenbogenfarbenen Haaren. »Als ich von der Schwangerschaft erfuhr, war ich ein nervöses Wrack. Ich machte mir um so vieles Sorgen. Aber Zyon ist meine Kraftquelle, meine Hoffnung«, so Fraser-Pryce.

Tatsächlich vollbrachte die 1,52-Meter-Sprinterin Großes: Mit ihrer Siegerzeit von 10,71 Sekunden (Weltjahresbestzeit) verfehlte sie ihre persönliche Bestleistung aus dem Jahr 2012 lediglich um eine Hundertstelsekunde. »Shelly-Ann ist ganz sicher eine der Größten«, attestierte die 23-jährige Dina Asher-Smith aus Großbritannien, die in 10,83 Sekunden Zweite geworden war. Dass nur noch ein Bruchteil der vielleicht 6000, 7000 Zuschauer im Stadion waren, störte Fraser-Pryce dabei wenig: »Ich bin fokussiert, für mich spielt das keine große Rolle.«

Noch schwerer ins Gewicht als Fraser-Pryces Comeback fiel aber der WM-Sieg, den die US-Amerikanerin Allyson Felix mit der 4 x 400-Meter-Mixed-Staffel schaffte. Für Felix war es die zwölfte Goldmedaille bei Welttitelmeisterscahften - Rekord. Auf die Frage, welche Rolle es spiele, nun in Sachen WM-Gold am Supersprinter Usain Bolt aus Jamaika vorbeigezogen zu sein, sagte Allyson Felix, sie habe das gar nicht so wahrgenommen. »Ich bin mit meiner Tochter hier, viele Freunde sind da, ich bin ganz anders eingestellt gewesen als sonst bei Weltmeisterschaften.«

Die 33-Jährige, die im Dezember 2018 nach einer Notoperation in der 32. Schwangerschaftswoche ihre Tochter entbunden hatte, sagte, mit ihr jetzt in Doha zu sein und zu gewinnen, bedeute »die Welt« für sie. Felix hatte nach der Entbindung nicht nur darum kämpfen müssen, rechtzeitig in Form zu kommen. Sie hatte auch einen vielbeachteten Kampf mit ihrem langjährigen Ausrüster Nike zu bestehen. Der US-Konzern hatte ihr nach Bekanntwerden ihrer Schwangerschaft einen Vertrag angeboten, der ihre Bezüge um 70 Prozent reduziert hätte.

Felix war bereit, dies zu akzeptieren, aber sie wollte vertraglich festgeschrieben haben, dass Nike sie nicht finanziell bestrafen würde, wenn sie rund um die Schwangerschaft nicht immer ihr Bestes geben würde.

Nike wollte sich nicht darauf einlassen, woraufhin Allyson Felix sich in einem Statement in der »New York Times« über ihre Verhandlungen mit Nike ausließ. »Es ging um den Status der Mutterschaft«, sagte sie und bedauerte, das der Konzern nicht mehr Rücksicht auf Frauen nehmen wollte, obwohl Felix sich zehn Jahre zuvor trotz besser dotierter Angebote aufgrund ethischer Standards für Nike entschieden hatte.

Ihr Appell verhallte nicht ungehört: Andere Hersteller änderten die Vertragsbedingungen, sie selbst fand einen neuen Ausrüster und auch Nike baut mittlerweile Schutzklauseln für werdende Mütter in seine Kontrakte ein.

Der Missstand, dass Frauen in der Regel deutlich weniger Sponsorengeld einnehmen als Männer, bleibt allerdings bestehen, auch wenn der Wettbewerb, in dem Allyson Felix mit dem US-Team gewann, sicherlich ein Schritt in Richtung Geschlechtergerechtigkeit sein könnte. In der Mixed-Staffel brachen dann die Polen frech die Reihenfolge Mann, Frau, Frau, Mann auf und ließen Mann, Mann, Frau, Frau laufen: Polen führte anfangs deutlich, am Ende aber kam Schlussläuferin Justyna Swiety-Ersetic als Fünfte ins Ziel.

Auch die deutschen Sprinterinnen brachten ihren Anteil Frauen-Power in Doha ein. Tatjana Pinto und Gina Lückenkemper waren zwar jeweils im Halbfinale ausgeschieden, doch Lückenkemper hinterließ ein Vermächtnis, das allen Sprintkolleginnen zugutekommen wird. Sie hatte am Samstag die neuen Minikameras kritisiert, die vorn am Startblock eingebaut sind, die angesichts der knappen Rennanzüge viel zu intime Einblicke befürchten ließen. Der Weltverband besserte am Sonntag nach: Die Kamerabilder werden erst groß in die Regie übertragen, wenn alle Athletinnen ihre Startposition eingenommen haben. Ein weiterer kleiner Erfolg für die Frauen bei dieser WM.

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