- Politik
- Rechtsextremismus
Mehrere Mahnmale für NSU-Opfer geschändet
In fünf von acht Städten wurden die Denkmäler beschädigt, zum Teil sogar schon mehrere Male
Berlin. Die Gedenkorte für Mordopfer des rechtsterroristischen »Nationalsozialistischen Untergrunds« (NSU) werden laut einem Bericht der Zeitung »Welt am Sonntag« immer wieder attackiert. Nach Recherchen der Zeitung ist es bisher in fünf der acht Städte mit Mahnmalen für NSU-Opfer zu Schändungen gekommen. Laut Bericht war dies in Kassel, Rostock, Nürnberg, Heilbronn und Zwickau der Fall.
Der jüngste Vorfall fand im sächsischen Zwickau statt, wo ein Gedenkbaum abgesägt und ein weiteres Mahnmal zerstört wurde. Täter konnten dem Bericht zufolge bisher in keinem der Fälle ermittelt werden.
Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) sagte der Zeitung: »Die Schändungen der NSU-Mahnmale sind ein Schlag ins Gesicht der Hinterbliebenen, den unsere Gesellschaft nicht hinnehmen darf.« Der Staat müsse entschieden gegen jede Form von Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit vorgehen.
Lesen Sie hier: NSU-Morde hätten verhindert werden können. Abschlussbericht des zweiten thüringischen NSU-Untersuchungsausschusses zieht ernüchternde Bilanz.
»Auch die schreckliche Tat in Halle hat gezeigt, dass wir jetzt handeln müssen. Worte des Bedauerns alleine reichen nicht aus, um der Gefahr für die Sicherheit unserer Bürger zu begegnen«, sagte Seehofer. Darum setze er sich dafür ein, dass die Sicherheitsbehörden mehr Personal bekämen und ihre Befugnisse im Kampf gegen Rechtsextremismus gestärkt würden.
Laut »Welt am Sonntag« wurde in Kassel 2014 der Gedenkstein für das NSU-Opfer Halit Yozgat mit einer Bitumenmasse übergossen. Dabei handelt es sich um eine dicke, betonähnliche Flüssigkeit. In Rostock wurde der Gedenkort für das NSU-Opfer Mehmet Turgut seit 2014 dreimal beschädigt. In Nürnberg wurde 2015 eine Gedenktafel von Unbekannten entfernt. Ferner wurde dort eine Stele im November 2017 mit einem Hakenkreuz beschmiert.
In Heilbronn, wo die NSU-Terroristen die Polizistin Michèle Kiesewetter ermordet hatten, wurde 2008 eine Gedenkstele ausgegraben und in den Neckar geworfen. 2014 besprühten Unbekannte dort eine Gedenktafel. Im sächsischen Zwickau wurde Anfang Oktober ein Gedenkbaum für das NSU-Opfer Enver Simsek abgesägt. Auch eine ersatzweise aufgestellte Holzbank mit Inschrift wurde zerstört.
Den Städten Dortmund, Hamburg und München sind laut Bericht keine Attacken bekannt. In Köln, wo der NSU zwei Bomben zündete, gibt es kein Mahnmal. Der NSU-Mordserie von 2000 bis 2011 fielen zehn Menschen zum Opfer. epd/nd
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.