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Turniersieg mit künstlicher Hüfte
Andy Murray erklärte seine Tenniskarriere für beendet: zu große Schmerzen. Nach zwei Operationen gewinnt der Schotte plötzlich wieder
Zwischen den Tränen der Verzweiflung und denen der Freude und Genugtuung lagen bei Andy Murray neun lange Monate. Mitte Januar hatte der 32-Jährige kurz vor den Australian Open schweren Herzens und mit stockender Stimme angekündigt, dass er seine Tenniskarriere bald beenden werde. Die Hüfte schmerzte so sehr, dass selbst das Gehen Probleme bereitete. Als letztes Ziel gab Murray den Start im Doppel oder Mixed bei seinem geliebten Wimbledonturnier in London aus - mehr schien der Körper der einstigen Nummer eins der Welt nicht mehr herzugeben.
Ein Dreivierteljahr später versagte Murray am Mikrofon erneut die Stimme. Dieses Mal aber vor Freude, denn was niemand, am wenigsten er selbst für möglich gehalten hatte, wurde am Sonntag in Antwerpen wahr. Durch ein 3:6, 6:4, 6:4 gegen den Schweizer Stan Wawrinka holte sich Murray seinen ersten Turniersieg seit zwei Jahren und krönte damit sein Comeback. Dabei hatte er erst Ende Januar in Australien die zweite Hüftoperation über sich ergehen lassen müssen. Andy Murray spielt heute mit künstlichem Hüftgelenk.
Nach dem verwandelten Matchball setzte sich Murray erst einmal auf seinen Stuhl, drückte sein Gesicht auf das Schweißband und ließ seinen Tränen freien Lauf. »Das ist einer der größten Siege, die ich je hatte«, sagte Murray. »Nach all dem, was in den vergangenen Jahren passiert ist, bin ich einfach nur stolz.«
Schon unmittelbar nach dem komplizierten Eingriff hatte Murray berichtet, dass er sich deutlich besser fühlte. So klappte das Toben mit seinen beiden Töchtern nun wieder, ohne gleichzeitig ein schmerzverzerrtes Gesicht zu ziehen. Auch die ersten leichten Einheiten mit dem Tennisschläger in der Hand verliefen positiv. Dass es mit der Rückkehr auf die Tour klappen würde, war aber keineswegs klar - für Murray aber auch nicht mehr das Wichtigste. Er habe festgestellt, dass ihm Tennis zwar sehr wichtig sei, »aber es geht mir auch ohne gut, was mir vorher nicht bewusst war«, erzählte Murray unlängst beim Masters in Shanghai.
Dort erlebten die Zuschauer schon wieder den altbekannten Schotten, den sie auf der Profitennistour so lieben gelernt und so lange vermisst hatten. Murray kämpfte, Murray haderte, Murray fluchte. Und obwohl er die Zweitrundenpartie gegen den Italiener Fabio Fognini nach hartem Kampf in drei Sätzen verlor, war diese Begegnung doch der letzte Beweis, dass mit dem dreimaligen Grand-Slam-Champion wieder zu rechnen sein würde.
»Schön, dich zurück zu haben und Glückwunsch zu einem starken Turnier«, sagte der unterlegene Stan Wawrinka nun, der ebenfalls immer wieder von Verletzungen zurückgeworfen wurde und Murrays Leistung daher wie kaum ein anderer einzuordnen weiß.
Murray reiste nach seinem Triumph erst einmal zurück in die Heimat zu seiner Frau Kim Sears, die bald das dritte gemeinsame Kind erwartet. »Sie war in der vergangenen Zeit ganz besonders wichtig«, sagte er noch vor der Abreise und war auch wieder zum Scherzen aufgelegt. »Ich habe bald drei Kinder unter vier Jahren. In der Zeit zu Hause ist meine Familie ziemlich angewachsen. Ich muss wieder unterwegs sein, damit wir nicht die Kontrolle verlieren.« dpa/nd
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