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17 CDU-Funktionäre für ergebnisoffene Gespräche mit AfD
»Appell konservativer Unionsmitglieder in Thüringen« veröffentlicht / SPD-Generalsekretär Klingbeil fordert CDU-Chefin Kramp-Karrenbauer auf einzuschreiten
Erfurt. In einem Schreiben haben 17 Thüringer CDU-Funktionäre nach der Schlappe ihrer Partei bei der Landtagswahl Bereitschaft zu Gesprächen mit der AfD im Freistaat gefordert. Der »Appell konservativer Unionsmitglieder in Thüringen« sei in CDU-Kreisen verbreitet worden, berichtete die »Ostthüringer Zeitung«. Die Funktionäre empfinden es demnach als undenkbar, dass »fast ein Viertel der Wähler« in Thüringen »bei den Gesprächen außen vor bleiben soll«.
Damit wählten sie ganz ähnliche Worte wie der CDU-Landtagsabgeordnete Michael Heym, der vergangene Woche mit Blick auf das Stimmenergebnis der AfD von 23,4 Prozent bei der Wahl gesagt hatte: »Man tut der Demokratie keinen Gefallen, wenn man ein Viertel der Wählerschaft verprellt.« Die AfD in Thüringen wird von dem Faschisten Björn Höcke geführt.
In dem Papier wird die AfD laut der Zeitung zwar nicht ausdrücklich genannt, die Stoßrichtung scheint aber eindeutig. Auch einen konkreten Koalitionswunsch sollen die CDU-Funktionäre nicht formuliert haben. Eine Entscheidung dafür oder dagegen solle erst nach ergebnisoffenen Gesprächen gefällt werden, hieß es. Heym habe »die Situation treffend analysiert«, zitiert die Zeitung weiter aus dem Papier. Deshalb erwarten die Unterzeichner des Appells, »dass der Landesvorstand sich zu ihm bekennt«.
Zu den Unterzeichnern gehören demnach der CDU-Landtagsabgeordnete Jörg Kellner und der ehemalige Landrat des Landkreises Schmalkalden-Meiningen, Ralf Luther. Die Unterstützer sind laut Zeitung überwiegend Vertraute von Heym.
SPD-Generalsekretär Lars Klingbeil forderte die CDU-Vorsitzende Annegret Kramp-Karrenbauer auf einzuschreiten. Auf Twitter schrieb er an sie gewandt: »Die Brandmauer nach rechts kriegt in der Union immer und immer mehr Risse. Es wird Zeit, dass das gestoppt wird @akk.«
Die CDU war bei der Landtagswahl am 27. Oktober nach vorläufigem Ergebnis mit 21,8 Prozent nur noch auf Platz drei hinter der AfD gelandet. Heym kommentierte das mit den Worten: »Rechnerisch reicht es für ein Bündnis aus AfD, CDU und FDP. Ich finde, das sollte man nicht von vornherein ausschließen.« Mehrere CDU-Politiker verlangten daraufhin Heyms Ausschluss aus der Partei. dpa/nd
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