Blauer Bildschirm
»Der NDR streikt, deswegen sehen Sie außer Susanne Daubner nur blau.« So erklärte das ARD-Morgenmagazin das, was dann folgte. Am Donnerstag gab es keine Bilder in der morgendlichen »Tagesschau«. Der Grund: ein Warnstreik der Deutschen Journalistinnen- und Journalisten-Union (DJU). Der zweitägige Ausstand der Gewerkschaft ver.di begann Donnerstagmorgen um drei Uhr und soll am Samstagmorgen zur gleichen Zeit enden. Die Beteiligung zeige die »Streikfähigkeit« der Gewerkschaften, so der freie NDR-Journalist Sebastian Friedrich gegenüber »nd«. Er freut sich über die senderübergreifende Solidarisierung. Denn: Die Gewerkschaft will so in den aktuellen Tarifverhandlungen mit der ARD Druck machen. Auch beim Bayerischen Rundfunk soll am Donnerstag und Freitag gestreikt werden. Am Freitag wollen Journalisten des WDR an elf Standorten in Nordrhein-Westfalen die Arbeit niederlegen.
Man will verhindern, dass sich die Gehälter der 3000 ARD-Mitarbeiter »vom öffentlichen Dienst abkoppeln«. In den Verhandlungen mit den Arbeitgebern hatten die Journalistengewerkschaften DJU in ver.di, DJV und DOV eine Lohnsteigerung ähnlich zu der für Beschäftigte im öffentlichen Dienst als »Kompromiss« angeboten. Doch offenbar wird vor allem im Südwesten der Bundesrepublik massiv von Arbeitgeberseite Druck gemacht, ein schlechteres Angebot vom 7. November zu akzeptieren. Jan Büttner, Verwaltungsdirektor des Südwestdeutschen Rundfunks, habe gedroht, das bisherige Angebot nur noch bis zum 19. November aufrechtzuerhalten. Doch die Gewerkschaften wollen, wie bisher und seit Jahren üblich, einen Tarifvertrag mit acht Prozent Gehaltserhöhung bei einer Vertragslaufzeit von 33 Monaten für feste und freie Mitarbeiter vereinbaren, der sich an den Abschluss im öffentlichen Dienst vom März anlehnt. Außerdem soll es höhere Vergütungen für Auszubildende, Volontäre und Praktikanten geben. Man dürfe »Erpressung« durch die Sender nicht hinnehmen, heißt es in einem Flugblatt von ver.di. Deswegen soll nach drei Verhandlungsrunden mit dem Warnstreik beim NDR vor einem neuen Verhandlungstermin Druck gemacht werden. BR-Verwaltungsdirektor Albrecht Frenzel dagegen argumentiert, bereits die jetzt angebotenen Verbesserungen seien nur mit »Umschichtungen« zu finanzieren. Ein höherer Abschluss sei nur mit Personalabbau möglich, weil man nicht mehr Geld ausgeben könne, als man habe. Streikende wie Sebastian Friedrich bezweifeln das. Die DJU sagt, im Zweifelsfall müsse der Rundfunkbeitrag angepasst werden.
In den letzten Tagen hatte es auch Warnstreiks beim Bayerischen Rundfunk, beim WDR sowie beim NDR und beim Saarländischen Rundfunk gegeben. Beim RBB in Berlin veranstalteten Journalisten einen Gesangsflashmob: »Sender, rück die Kohle raus«, sangen Journalisten in gelben Streikwesten. Schon im September hatte es wegen Warnstreiks Programmausfälle bei ARD-Sendern gegeben.
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