Nichts am Denken geändert

In der Bundesarbeitsagentur für Arbeit herrscht noch immer Überheblichkeit gegenüber Erwerbslosen, meint Alina Leimbach

  • Alina Leimbach
  • Lesedauer: 1 Min.

Das Urteil des Bundesverfassungsgerichts zu den Hartz-IV-Sanktionen war vor allem eines: eine riesige Klatsche für ein Großteil der Politiker*innen. Ihnen war jahrelang fast jedes Mittel recht, Erwerbslose gefügig zu machen. Dementsprechend war der Blick auf sie - von oben hinab.

Man könnte meinen, dass nun Lehren daraus gezogen werden. Manches klingt danach: »Kindern aus SGB-II-Haushalten steht das Feld nicht so offen wie anderen Gleichaltrigen«, räumte beispielsweise Detlef Scheele, Chef der Bundesagentur für Arbeit (BA) ein. Er forderte kostenlose ÖPNV-Tickets und andere Vergünstigungen für Hartz-IV-Kinder. Doch zu früh gefreut. Im gleichen Atemzug erteilte Scheele höheren Regelsätzen eine Absage. Er sei nicht sicher, ob das Geld bei den Kindern ankäme. Das aus dem Mund des BA-Chefs - bezeichnend. Er bringt so seine abschätzige Haltung gegenüber armen Menschen zum Ausdruck. Eine Bertelsmann-Studie hatte kürzlich das Gegenteil belegt: Direktzahlungen kommen Kindern zugute.

Was Scheeles Aussage zeigt: Das Urteil hat zwar einige Sanktionen, nicht aber die Überheblichkeit gegenüber Erwerbslosen beendet. Dabei ist es eine Aufforderung genau dazu. Um das zu erreichen, müssen wohl erst diejenigen gehen, die das System jahrelang verteidigt haben.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -