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Vom Koma zum Ko-Markt

Pioniernutzer beleben das Haus der Statistik in der Sanierungs- und Bauphase

  • Nicolas Šustr
  • Lesedauer: 3 Min.

Nach und nach kehrt das Leben in das ein Jahrzehnt leerstehende Haus der Statistik am Alexanderplatz zurück. Während in den Obergeschossen die Arbeiten zur Schadstoffsanierung und Entkernung laufen, bespielen auf Straßenniveau die ersten Nutzer wieder das Gebäude.

»Wir nutzen die Planungszeit dafür, in den Erdgeschossen Pioniernutzerinnen und Pioniernutzern einzuladen, um hier neue kulturelle und soziale Angebote auszuprobieren«, sagt Christoph Lang bei einer Pressekonferenz am Donnerstag. Er ist nicht nur Sprecher der Wohnungsbaugesellschaft Mitte (WBM), sondern auch der Koop5, der Kooperationsgemeinschaft zur Entwicklung des Geländes, zu der noch der Bezirk Mitte, die landeseigene Berliner Immobilienmanagement GmbH, die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung sowie die Genossenschaft ZKB Zusammenkunft Berlin gehören.

An der Front zur Otto-Braun-Straße prangen die grellen Lettern von »Zack - der Umbaumarkt«. Er ist der Vorläufer des geplanten Hauses der Materialisierung. »Dabei geht es um den kreativen Umgang mit unserem Müll und dem ganz praktischen Vermeiden«, erläutert Anton Schünemann von S27, einem Kreuzberger Kunstlabor für junge Leute. Das Projekt arbeitet auch mit jungen Geflüchteten. »Wie war das denn nach dem Krieg? Hier war doch auch eine total zerbombte Stadt, man sieht das gar nicht mehr«, gibt Schünemann eine der Fragen der Geflüchteten wieder. Man habe dann mit den Jugendlichen auf dem Teufelsberg nach Kriegstrümmern gegraben, berichtet er. Nun sind diese Stücke zusammen mit Funden der archäologischen Grabungen am Molkenmarkt und Leihgaben des Stadtmuseums in einer kleinen Ausstellung zu sehen. Sie soll die Fragilität der ›Normalität‹ des Friedens, schreiben die Macher der Ausstellung.

Neben dem Kunstlabor S27 ist auch die evangelische Stadtmission Berlin mit ihrem Projekt Textilhafen vertreten. Vor Ort werden zum Beispiel Hemden mit kurzen Ärmeln aus Kleiderspenden verkauft, da sie für die Weitergabe an Obdachlose ungeeignet sind.

Mit dabei ist auch Kunst-Stoffe, die »Zentralstelle für wiederverwendbare Materialien«, bei der an bislang zwei Standorten gespendete überschüssige Ware und Reste von Handwerkern, Baumärkten oder Messeständen abgegeben werden. »Dieser Ort ist ganz wichtig, weil es in Berlin sehr viele Akteure gibt, die in sehr kleinen Strukturen das Thema entwickelt haben«, sagt Anton Schünemann über das geplante Haus der Materialisierung, das möglicherweise schon Mitte Dezember seinen Betrieb aufnehmen kann.

Eine neue Küche ist das Zentrum eines weiteren Clusters zum Thema Ernährung. »Lebensmittelpunkt« nennt sich der offene Ort, an dem überwiegend regionale Nahrungsmittel gehandelt, gelagert, verarbeitet, gekocht und gegessen werden.

»Bei der Pioniernutzung handelt es sich nicht um klassische Zwischennutzung«, sagt Harry Sachs von der Genossenschaft ZKB. Denn es handelt sich bei den Projekten um jene Nutzer, die auch später im fertiggestellten Haus der Statistik bleiben sollen. Je nach Baufortschritt sollen die Pioniernutzungen wandern. »Wenn die Planung aufgeht, werden wir das Gelände nie verlassen müssen«, so Sachs.

Am Samstag stellen sich die Projekte bei einem KO-Markt genannten Tag der Offenen Tür von 14 bis 20 Uhr im Haus der Statistik vor. Künftig soll dieses Kooperationsformat monatlich stattfinden. Finanzielle Unterstützung gibt es nicht. »Die Pioniernutzer bringen das Geld, das sie für ihre Projekte brauchen, selber mit. Wir stellen lediglich die Hülle zur Verfügung«, sagt Christoph Lang. Neue Interessenten sind jederzeit willkommen.

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