Ärtze warnen: Assange braucht dringend Hilfe

60 Mediziner fordern eine dringende Behandlung des inhaftierten Wikileaks-Gründers

  • Lesedauer: 2 Min.

London. Mehr als 60 Ärzte haben britischen Medienberichten zufolge dringend eine medizinische Behandlung von Wikileaks-Gründer Julian Assange gefordert. Der 48-Jährige, der derzeit in Großbritannien im Gefängnis sitzt, müsse eilig ins Krankenhaus, sonst könne er in Haft sterben, heißt es in einem Brief an die britische Innenministerin Priti Patel, aus dem unter anderem die Nachrichtenagentur PA am Montag zitierte. Deutsche Politiker forderten die Bundesregierung auf, Initiative für Assange zu ergreifen.

Die Ärzte sorgen sich sowohl um die körperliche als auch die psychische Verfassung Assanges. Im Gefängnis habe sich sein Gesundheitszustand rapide verschlechtert. »Sollte die dringende Untersuchung und Behandlung nicht erfolgen, haben wir, auf Grundlage der derzeit verfügbaren Erkenntnisse, die dringende Sorge, dass Herr Assange im Gefängnis sterben könnte«, zitieren britische Medien aus dem Brief, den laut »Guardian« unter anderem Ärzte aus Großbritannien, Australien, Deutschland und Schweden unterzeichnet haben. »Wir dürfen keine Zeit verlieren«, heißt es.

Die Ärzte stützen ihre Bewertung demnach auf Augenzeugenberichte über einen Auftritt Assanges im Oktober vor einem Londoner Gericht sowie auf einen Bericht des UN-Sonderberichterstatters für Folter, Nils Melzer. Dieser hatte gesagt, Assange zeige typische Anzeichen von »psychologischer Folter«.

Die LINKEN-Abgeordnete Sevim Dagdelen forderte Außenminister Heiko Maas (SPD) auf, sich bei der britischen Regierung für eine Verlegung Assanges ins Krankenhaus einzusetzen. Die Bundesregierung müsse die Initiative ergreifen, um sein Leben zu schützen. »Es ist eine Schande für die gesamte westliche Welt, dass Julian Assange in einem britischen Hochsicherheitsgefängnis offenbar zu Tode gequält werden soll«, erklärte Dagdelen.

Am 25. Februar beginnt die Verhandlung zu einem Auslieferungsantrag der US-Justiz. Diese wirft Assange vor, der Whistleblowerin Chelsea Manning geholfen zu haben, geheimes Material von US-Militäreinsätzen im Irak und in Afghanistan zu veröffentlichen. Bei einer Verurteilung in allen 18 Anklagepunkten drohen ihm bis zu 175 Jahre Haft.

Seit April sitzt Assange im Hochsicherheitsgefängnis Belmarsh im Osten Londons, nachdem ihm das Asyl in der ecuadorianischen Botschaft entzogen worden war. Er hatte sich dort jahrelang verschanzt, um einer Auslieferung an Schweden zu entgehen. Dort wurde wegen Vergewaltigung gegen ihn ermittelt. Die schwedische Staatsanwaltschaft hat inzwischen die Ermittlungen eingestellt. dpa/nd

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