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Die Antifa schlägt zurück

Immer wieder greifen AfD-Mitglieder andere Politiker*innen für ihre antifaschistische Gesinnung an. »Die« Antifa schießt dann doppelt scharf zurück

  • Katharina Schwirkus
  • Lesedauer: 2 Min.

Seit zwei Tagen trendet auf dem Kurznachrichtendienst Twitter wieder der Hashtag Antifa. Grund dafür ist eine Fernsehreportage mit dem Titel »Die Notregierung - Ungeliebte Koalition«, die am Montagabend bei der ARD ausgestrahlt wurde. In dieser kommt auch der SPD-Politiker Lars Klingbeil vor. Auf die Frage, wie er zur Politik gekommen ist, erzählt er, dass er sich früher bei der Antifa engagiert habe. Diese entsprechende Videosequenz hat der Journalist Patrick Gensing am gleichen Abend ausgeschnitten, und auf Twitter mit dem Kommentar verbreitet: »Erst wählen die SPD-Mitglieder linke Kandidatinnen und Kandidaten für den Vorsitz, dann erzählt Generalsekretär Klingbeil, er sei bei Antifa aktiv gewesen - und ich habe kein Popcorn mehr im Haus!«. Vermutlich wollte Gensing, Leiter des tagesschau.de-Onlineportals Faktenfinder, einfach nur ausdrücken, wie interessant er die Sendung fand.

Am Dienstagmorgen teilte der AfD-Politiker Martin Hess den Videoausschnitt erneut und kommentierte: »SPD-Generalsekretär gibt zu, dass er bei gewalttätigen und verfassungsfeindlichen Linksextremisten der Antifa aktiv gewesen ist. Dies beweist wieder einmal: Die SPD ist der parteipolitische Arm des Linksextremismus. Kein Fußbreit den Linksextremisten von der SPD!« Unzählige Parteigenossen von Hess folgten seinem Beispiel und kritisierten Klingbeil für seine politische Vergangenheit. Harald Laatsch, Abgeordneter der AfD-Berlin, forderte gar, die SPD müsse vom Verfassungsschutz beobachtet werden.

Jetzt schlägt die vermeintliche Antifa zurück: Tausende Menschen bekennen auf Twitter ihre antifaschistische politische Gesinnung. Die Debatte erinnert - wenn man die Aufregung so nennen will - an den Tag, als DankeAntifa auf Twitter trendete. Hintergrund war damals, dass die Linksparteipolitikerin Martina Renner am 26. September bei einer Rede im Bundestag von der AfD-Fraktionschefin Alice Weidel unterbrochen wurde. »Sie haben etwas von Antifa! Der Anstecker! Das ist verboten!« Und: »Das ist Linksterrorismus«, brüllte Weidel. Bundestagsvizepräsident Wolfgang Kubicki (FDP) erteilte Renner und Katja Kipping einen Ordnungsruf, nachdem die LINKE-Parteichefin ihre Kollegin demonstrativ umarmt hatte. Unter dem Hashtag DankeAntifa bekannten sich in den folgenden Tagen weitere Politiker*innen der LINKEN, aber auch andere Menschen, zur Antifa.

Die Aufregung auf Twitter zeigt, wie sich das politische Kräftemessen verändert hat, seit die AfD stärkste Oppositionspartei im Bundestag ist: Ein kleines Bekenntnis zur antifaschistischen Gesinnung wird hochstilisiert, als handele es sich um ein politisches No-Go. Wenngleich es lächerlich scheinen mag, sich in sozialen Medien zur Antifa zu bekennen, ist es wichtig: Nicht nur, um Politiker*innen wie Renner oder Klingbeil zu verteidigen, sondern auch, um Faschist*innen die Stirn zu bieten. Bei diesem Kampf geht es tatsächlich darum, was gesagt werden darf.

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