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- 1. FFC Frankfurt
Ehe mit der Eintracht
Warum sich die Fußballerinnen vom 1. FFC Frankfurt einem Männerverein anschließen
Jedes Neugeborene in Frankfurt kommt zwangsläufig mit dem Fußball in Berührung. Jungen werden mit einem Präsent in der Mainmetropole begrüßt, dem ein Strampler von Eintracht Frankfurt beiliegt. Mädchen beschenkt die Stadt stilecht mit einem Stückchen Stoff vom 1. FFC Frankfurt. Bald ist derlei Unterscheidung nicht mehr nötig. Der professionelle Fußball in der Mainmetropole verschmilzt ab der Saison 2020/2021 unter dem Dach von Eintracht Frankfurt. Der markige Slogan: Frauen- und Männerfußball in Eintracht.
Auf der Mitgliederversammlung des 1. FFC Frankfurt am Mittwochabend stimmte die große Mehrheit von 126 Mitgliedern im 49. Stock eines Bankentowers dafür, die notwendigen Fusionsschritte wie die Übertragung des gesamten Spielbetriebs auf die Eintracht Frankfurt Fußball AG einzuleiten. Bislang sind sieben der zwölf Frauen-Bundesligisten an einen Lizenzverein gekoppelt. VfL Wolfsburg, TSG Hoffenheim und der FC Bayern, an diesem Freitag zu Gast in Frankfurt, belegen vor dem letzten Hinrundenspieltag die ersten drei Ränge. Daher spricht Manager Siegfried Dietrich von einer »richtigen Entscheidung zur richtigen Zeit«. Man sei nach der Vereinsgründung 1998 »jung genug, um noch einmal zu heiraten«.
Der gleichzeitig als Investor tätige FFC-Macher steigt nächsten Sommer zum Generalbevollmächtigten für den Frauen- und Mädchenfußball bei der Eintracht auf. »Ein großer Fußballverein erfüllt erst dann zu 100 Prozent seine Verantwortung in der gesellschaftlichen Ausrichtung«, sagt der 62-Jährige, »wenn er neben und Männer- auch Frauenfußball und die Nachwuchsförderung für Jungen und Mädchen anbietet.« Mit dieser Haltung liegt der Vorsitzende des Ausschusses Frauen-Bundesligen beim Deutschen Fußball-Bund auf der Argumentationslinie des neuen DFB-Präsidenten Fritz Keller. Noch verweigern sich aber Klubs wie Borussia Dortmund oder der FC Schalke 04 beharrlich dem Gleichklang.
Bei der nicht-öffentlichen Versammlung hielt Eintrachts Sportvorstand Fredi Bobic eine emotionale Rede, um letzte Zweifler zu überzeugen. Der 48-jährige Ex-Profi war einst wegen seiner Fußball spielenden Tochter das elfte Gründungsmitglied des aus der SG Praunheim hervorgegangenen 1. FFC Frankfurt. Der Rekordmeister muss als nächsten Schritt in einer außerordentlichen Mitgliederversammlung seine Auflösung beschließen. Im Detail geregelt werden muss noch, wie der gesamte Unterbau vor allem im Nachwuchsbereich sowie die Trainer und Mitarbeiter bei der Eintracht integriert werden. Vorgesehen ist, dass niemand auf der Strecke bleibt.
Hauptaugenmerk wird dem ersten Frauenteam gelten, das in der Bundesliga derzeit Platz sechs belegt. Viel mehr ist bei einem Budget von rund 1,6 Millionen Euro trotz intensivierter Talentförderung kaum möglich. Dietrich will im Gewand der Adler ab 2021 um die dann drei Champions-League-Startplätze mitspielen.
Der Sohn eines Theologieprofessors entwickelte einst mit Geschick und Geschäftstüchtigkeit den 1. FFC Frankfurt zur ersten Adresse im deutschen Frauenfußball, vermarktete Galionsfiguren wie die Rekordtorjägerin Birgit Prinz. Den letzten von insgesamt nationalen und internationalen 20 Titeln gewann der reine Frauenfußballverein allerdings bereits 2015 mit der Champions League.
Schon bei den damaligen Feierlichkeiten am Römer spürte der Strippenzieher, dass er in eine Sackgasse geraten waren. Links und rechts zogen bald kraftvoll die unter dem Dach von Männervereinen organisierten Klubs vorbei. Olympique Lyon und Paris St. Germain, FC Chelsea und Manchester City, FC Barcelona und Atletico Madrid sind international längst enteilt. VfL Wolfsburg und Bayern München wechseln sich seit sieben Jahren bei der Titelvergabe der Frauen-Bundesliga ab und sicherten sich in schöner Regelmäßigkeit zuletzt die beiden Startplätze in der Königsklasse. An seinem 60. Geburtstag sagte Dietrich im Sommer 2017: »Ich sprühe vor Ideen, Visionen und Motivation, will mein FFC-Baby wieder nach vorn bringen.« Er muss es 2020 verheiraten und ihren Namen abgeben, um wirklich voranzukommen.
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