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Wo Biomilch und Honig fließen
Die Nachfrage steigt und Brandenburgs Ökolandbau kommt teilweise nicht nach
Für die Biobranche in Berlin und Brandenburg ging es 2019 steil bergauf. Der Umsatz des regionalen Naturkostfachhandels lag nach Erhebungen der hiesigen Fördergemeinschaft Ökologischer Landbau (FÖL) bei mehr als 580 Millionen Euro. Das seien zehn Prozent mehr als im Jahr zuvor. Auch Geschäfte, die Biolebensmittel nur zusätzlich zu anderen Erzeugnissen anbieten, machen damit immer mehr Umsatz. Bei ihnen liegen die Wachstumsraten teilweise noch oberhalb von zehn Prozent, erklärte FÖL-Geschäftsführer Michael Wimmer am Dienstag. »So meldet Rewe einen Umsatzsprung bei seiner Bio-Eigenmarke in Höhe von 20 Prozent.« Die Branche bewege sich »im Windschatten« einer für sie positiven gesellschaftlichen Diskussion um Tierwohl, Insektensterben und Klimawandel. Da könne Bio punkten. Wimmer sprach von einem Greta-Thunberg-Effekt.
Dass die großen Lebensmittelketten immer mehr Regale mit Bio bestücken, sei für die kleinen Naturkostläden vielleicht nicht die größte Konkurrenz, vermutet Wimmer. Denen machten mehr die Biosupermärkte zu schaffen. Die Gefahr der Verdrängung bestehe seit ungefähr sieben Jahren. Seitdem blase den kleinen Fachhändlern ökonomisch der Wind »links und rechts ins Gesicht«. Wer sich mit seinem Angebot nicht spezialisiere, den Vorteil kompetenter Beratung der Kunden und ein Verkäufertalent habe, sei längst pleite.
- Die Zahl der Biosupermärkte in Berlin und Brandenburg stieg im vergangenen Jahr von 126 auf 131. Marktführer bleibt die Bio Company mit 52 Filialen, gefolgt von denn’s Biomarkt (44), Alnatura (20) und LPG (9).
- Im Jahr 2015 wuchs der Flächenanteil des Ökolandbaus in Brandenburg nur um 0,87 Prozent, im Jahr 2018 aber um 4,65 Prozent.
- Im Jahr 2019 wuchs die ökologisch bewirtschaftete Fläche in Brandenburg um 7500 Hektar auf 170 153 Hektar. Damit werden jetzt 12,8 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche von Biobauern beackert. af
Für die Verbraucher, die an Bio interessiert sind, hat die Entwicklung der Branche einen finanziellen Vorteil. »Vor 20 Jahren gab es einen nicht unerheblichen Apothekeraufschlag, wenn man ein Bioprodukt kaufen wollte«, erläuterte Wimmer. »Heute ist die Preisdifferenz zu herkömmlichen Lebensmitteln überschaubar.« Das sei eine Form von »Demokratisierung«, denn nun könnten sich viel mehr Menschen leisten, beim Einkauf auf das Biosiegel zu achten. Im Einzelfall kann der Kunde inzwischen auch einfach zugreifen und bekommt automatisch Bio.
»Wer in Berlin und Brandenburg eine in der Region erzeugte Frischmilch sucht, kommt an Bio nicht vorbei«, sagte Wimmer. Die vier größten Molkereien in Brandenburg sind inzwischen Biobetriebe. Nach dem Produktionsausstoß sortiert, sind das die Gläserne Molkerei in Münchehofe, die erst 2019 in Velten eröffnete Luisenhof-Milchmanufaktur, die Brodowiner Meierei und die Lobetaler Molkerei. Allein die Luisenhof-Milchmanufaktur hat Kapazitäten zur Verarbeitung von 40 Millionen Litern Milch im Jahr. Neben den vier großen gibt es noch kleinere Biomolkereien, und die ODW Frischprodukte GmbH in Elsterwerda stellte ihre Frischmilch-Linie auf Bio um.
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Modernes Design für die Brandenburg-Halle bei der Internationalen Grünen Woche in Berlin
»Der Handel giert nach Bio«, weiß der FÖL-Chef. Zum Teil kann das Angebot aus Brandenburg den Bedarf in Berlin nicht ansatzweise decken. Besonders bei Obst und Gemüse sei noch viel Luft nach oben. Wimmer freut sich, dass die Landesregierung nun genau da ansetzen will, wo es notwendig sei. Im Koalitionsvertrag von SPD, CDU und Grünen ist eine Erhöhung der Förderprämien für Gemüse vorgesehen.
Wimmer sieht eine »Zeitenwende« kommen, weil Brandenburg mit Axel Vogel seit Ende 2019 erstmals einen Grünen als Agrarminister hat. Das nährt bei Michael Wimmer die Hoffnung, dass die anspruchsvollen Versprechungen aus dem Koalitionsvertrag diesmal erfüllt werden.
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