Königin der Gifte

Brasiliens Agrarministerin Tereza Cristina darf auf dem Auftaktplenum des Global Forum for Agriculture sprechen, obwohl sie es Indigenen im eigenen Land schwer macht

  • Haidy Damm
  • Lesedauer: 2 Min.

Das Global Forum for Agriculture nennt sich gerne das Davos der Landwirtschaft. Als weltweit größte Zusammenkunft ist das Treffen der rund 70 Agrarminister*innen durchaus prestigeträchtig. So wird es Brasiliens Agrarministerin Tereza Cristina Corrêa da Costa Dias - kurz Tereza Cristina - gefreut haben, auf dem Auftaktplenum sprechen zu dürfen. Und das, obwohl aus Deutschland bisher eher mahnende Worte zu hören waren zum beschlossenen EU-Mercosur-Abkommen und zu den Waldbränden in ihrer Heimat.

Sicher, das waren vorsichtige Ermahnungen und dürften die »Muse der Pestizide«, so ihr Spitzname, nicht besonders beunruhigt haben. Kämpft sie doch mit viel härteren Bandagen. Ernannt wurde die Tochter von Großgrundbesitzern aus dem Mato Grosso do Sul von Jair Bolsonaro, um seine Ideen einer Agrarwirtschaft umzusetzen: weniger Land für Indigene, mehr Pestizide, mehr Gentechnik.

Nach ihrem Abschluss als Agraringenieurin von der Bundesuniversität Viçosa in Minas Gerais hat sie zunächst für ihre Familie gearbeitet, sich dann aber dem Lobbyismus und später der Politik zugewandt. Ende der 1990er Jahre übernahm sie einen Posten im Verband für Land- und Viehwirtschaft von Mato Grosso do Sul (Farmasul). 2006 wurde sie Vertreterin für landwirtschaftliche Entwicklung, Produktion, Industrie, Handel und Tourismus (Seprotur). Seit 2014 sitzt die 65-Jährige für die neoliberal-konservative Partei Democratas im Nationalkongress. Im Kongress wurde sie zur Präsidentin der Parlamentarischen Agrarindustriefront, der größten Mehrparteien-Interessengruppe der Agrarindustrie in Brasilien, ernannt.

Und das ist ihre Bilanz: Seit Beginn ihrer Amtszeit steigen die gewalttätigen Übergriffe in indigenen Territorien deutlich an. Landnahme, in die auch ihre Familie verwickelt ist. Zudem hat sie im ersten Jahr als Ministerin 503 Pestizide neu zugelassen, viele davon sind in Deutschland und Europa verboten. Und als Verfechterin der Gentechnik treibt sie die Entwicklung neuer gentechnisch veränderter Pflanzen voran. Haidy Damm

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -