- Politik
- NS-Gedenkstätten
Gedenkstättenleiter: Rechte treten in Buchenwald immer offener auf
Laut Knigge gibt es in der Gedenkstätte immer wieder »gezielte, vorbereitete Störungen von Besucherführungen« / Besucherordnung wurde bereits verschärft
Weimar. Der Leiter der KZ-Gedenkstätte Buchenwald, Volkhard Knigge, beobachtet ein immer offeneres Auftreten rechtsextremer Besucher bei Führungen in dem ehemaligen Konzentrationslager bei Weimar. Nicht die Anzahl der rechtsextremen Vorfälle nehme zu, dafür seien die Rechten aber radikaler geworden, sagte Knigge der »Neuen Westfälischen«: »In den Besucherbüchern finden sich zunehmend Eintragungen, die Nationalsozialismus und auch die Konzentrationslager als sinnvoll und gut für die Deutschen bewerten.« Äußerungen wie »wären die Lager noch in Betrieb, hätten wir kein Ausländer-Problem« ließen sich dort lesen.
»Das ist ein ernstzunehmendes Indiz, dass etwas wegbricht an Geschichtsbewusstsein, an mitmenschlicher Sensibilität und an politisch-demokratischer Orientierung«, mahnte der Historiker. Zudem komme es in der Gedenkstätte immer wieder zu »gezielten, vorbereiteten Störungen von Besucherführungen«. Rechte schmuggelten sich unter Besuchergruppen und warteten einen günstigen Moment ab, um Opferzahlen infrage zu stellen oder den Holocaust zu leugnen. Häufig werde das gefilmt. So profilierten sich die Täter im eigenen Umfeld, erklärte Knigge. Gleichzeitig sollten die anderen Besucher eingeschüchtert und lächerlich gemacht werden. »Das darf man sich natürlich nicht gefallen lassen«, sagte der gebürtige Bielefelder.
Als Reaktion auf derartige Vorfälle wurde die Besucherordnung in Buchenwald verschärft. So darf niemand mehr in die KZ-Gedenkstätte, der offen rechte Modelabel trägt. Mitarbeiter trainieren, wie sie mit Störern umgehen. epd/nd
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.