Mission Finaleinzug

Innsbrucks Volleyballer wollen in der deutschen Bundesliga bleiben, müssen dafür aber ein Ultimatum des Managers erfüllen

Florian Ringseis mag es, in Berlin Volleyball zu spielen. 4098 Zuschauer, wie am Donnerstagabend in der Max-Schmeling-Halle, sieht er in Innsbruck nie. Zu den Heimspielen seiner Tirol Alpenvolleys kommen manchmal nur 700 Fans. Ob die Mannschaft von Ringseis noch einmal nach Berlin reisen darf, ist derzeit völlig unklar. Es steht noch nicht einmal fest, ob das Team nächstes Jahr überhaupt noch existiert. »Wir würden gerne weiter in der Bundesliga spielen, aber das ist eine finanzielle Frage«, erklärte Ringseis nach dem Spitzenspiel der Bundesliga gegen die BR Volleys in Berlin.

Der Klub aus Innsbruck ist ein besonderer. In keiner anderen deutschen Bundesliga spielt ein Verein, der nicht aus Deutschland stammt. Seit 2017 sind die Alpenvolleys jedoch per Wildcard dazu berechtigt. Drei Jahre zuvor musste sich der TSV Unterhaching wegen finanzieller Schwierigkeiten aus der obersten deutschen Liga zurückziehen. Der Bauunternehmer Hannes Kronthaler witterte seine Chance, mit seinem in der österreichischen Liga unterforderten Tirol Volleyballteam Innsbruck in die stärkere deutsche Bundesliga einzusteigen. Dafür musste der Klub jedoch eine Spielgemeinschaft mit der TSV Unterhaching bilden. Etwas mehr als die Hälfte der Heimspiele wird seit Januar 2018 in der 8000 Zuschauer fassenden Olympiahalle in Innsbruck ausgetragen, die anderen im bayerischen Unterhaching. In die dortige Sportarena passen zwar nur 1500 Zuschauer, dafür ist manchmal ausverkauft, während in Innsbruck stets Tausende Plätze leer bleiben.

»Es ist schon ein Problem, dass wir nicht alle Spiele an einem Ort spielen«, erklärt Kapitän Daniel Koncal, warum, trotz sportlicher Erfolge die Zahl der Fans kaum wächst. Er ist jedoch überzeugt, dass es Potenzial für mehr gibt: »Beim letzten Spiel in Haching war die Halle voll und die Stimmung super. In Innsbruck kommen auch mehr, wenn wir große Spiele haben. Gegen Berlin waren es letztes Jahr im Halbfinale 3000 Leute.«Dennoch hatte Hannes Kronthaler im Oktober 2019 verkündet, dass er dazu tendiere, die Alpenvolleys nach dieser Saison nicht mehr finanziell zu unterstützen. Insgesamt sei das Zuschauerinteresse noch immer zu gering. Vor allem aber fehlt es an Großsponsoren aus Deutschland. »Mir fehlen 300.000 Euro, jedes Jahr habe ich jetzt zugeschossen. Auch weil wir keinen einzigen Sponsor in Bayern bekommen haben«, beklagte der Manager in der »Süddeutschen Zeitung«.

Die Liga möchte die Alpenvolleys keinesfalls verlieren, da sie sportlich für mehr Spannung sorgen. Selbst der Meister aus Berlin schrieb am Donnerstag in sein Spieltagsheft: »Für die Bundesliga wäre das ein herber Verlust.« Die Alpenvolleys hätten auch »dem traditionsreichen Standort Haching neues Leben eingehaucht«.

Auch Libero Florian Ringseis weiß: »Die Bundesliga ist sehr teuer. Allein die Reisen sind ein großer Aufwand. Also muss man sehen, ob ein Großsponsor aufgetrieben werden kann.« Das ganze Projekt sollte ohnehin nach drei Jahren überprüft werden, also am Ende der laufenden Saison. Mehr Zuschauer und somit mehr Sponsoren werden jedoch nur durch sportliche Erfolge angelockt. In den ersten beiden Jahren waren die Alpenvolleys noch knapp am Einzug ins Meisterschaftsfinale gescheitert. Jetzt hat Klubchef Kronthaler den Innsbrucker Spielern ein Ultimatum gesetzt. Kapitän Koncal erklärt: »Das Wichtigste ist, dass wir dieses Jahr unser Ziel erreichen, ins Finale einzuziehen. Ich bin mir sicher, dass das Projekt dann weitergeht«, hofft er.

Mit den Berlinern mitzuhalten, wird jedoch nicht einfach. Das bewiesen die BR Volleys auch wieder am Donnerstagabend mit einem überlegenen 3:1-Sieg.Ob Innsbruck in den Playoffs tatsächlich das Finale erreicht, entscheidet sich spätestens Mitte April, genau dann hat Kronthaler eine Entscheidung angekündigt, ob es mit dem Projekt weitergeht.

»Natürlich belastet uns das etwas, aber wir reden nicht viel darüber«, sagte Trainer Stefan Chrtiansky nach dem Spiel in Berlin. »Die Mannschaft wusste von Anfang an, dass wir für drei Jahre fix waren. Und wir geben alles, damit wir noch weiter arbeiten können. Aber entscheidend ist die Meinung des Managers. Wie ich ihn kenne, wird er es weiter probieren, wenn er sieht, dass wir Vollgas geben. Wenn wir aber finanziell gar nicht Vollgas geben können, dann müssen wir ein Ende auch akzeptieren.«

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