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Mit dem Alter kommt der Speed
Wim Strotinga und Moreno De Pauw gewinnen die Berliner Sixdays. Auch Max Levy jubelt
Die Rundenglocke liegt wieder gut verwahrt in ihrer Kiste. Das Berliner Sechstagerennen ist vorbei, doch diesmal dauert es kein ganzes Jahr, bis sie wieder ausgepackt wird. »Ende Februar kommt sie wieder raus, denn es geht bald wieder rund im Velodrom. Dann werden in 20 Disziplinen die Weltmeister im Bahnradsport gesucht«, blickte WM-Organisator Burckhard Bremer schon nach vorn. Einige der Sechstagefahrer von Berlin werden dann wiederkommen. Das niederländisch-belgische Siegerduo Wim Stroetinga und Moreno de Pauw (Belgien) könnten ebenso dazugehören wie die zweitplatzierten Dänen Jesper Mörköv und Marc Hester.
Ganz sicher sattelt bei der WM Theo Reinhardt wieder auf. »Schließlich will ich mit Roger Kluge unseren Titel im Madison verteidigen«, nennt der 29-jährige Berliner sein nächstes Ziel. Kluge trat zwar bis Sonntag noch für sein Straßenradteam in Australien in die Pedale. »Mein Kollege wird aber pünktlich für die WM-Vorbereitung zurück sein«, sagte Reinhardt. Mit seinem französischen Partner Morgan Kneisky hatte er am späten Dienstagabend immerhin Rang drei erkämpft. »Die Platzierung soll bei der WM aber anders aussehen«, hofft Reinhardt. Wie schnell er mit Kluge auf der Berliner Piste sein kann, bewiesen beide im Vorjahr als umjubeltes Siegerduo.
Noch besser kommt Maximilian Levy im Velodrom zurecht. Der Cottbuser raste in Berlin zum neunten Mal in Folge zum Sprintsieg im Rahmen des Sechstagerennens. Die Serie erstaunte ihn sogar selbst: »Als ich 2012 zum ersten Mal hier gestartet bin, stand die Uhren nach der Temporunde bei 12,700 Sekunden. Heute erreiche ich 12,202. Ich wundere mich schon über die enorme Entwicklung.« Die logische Nachfrage, was denn das Besondere an seinem neuesten Rennrad sei, beantwortete Levy schlagfertig: »Dass ich auf ihm sitze.«
Bei der WM wird Miriam Welte dann nicht mehr dabei sein. Die langjährige Sprinterin und olympische Goldpartnerin Kristina Vogels durfte in Berlin jedoch einen würdigen Abschied feiern und noch einmal im Beifall von 7800 Zuschauern baden, als sie zum berühmten Sportpalastwalzer eine letzte Ehrenrunde drehte. »Ein schöner Abschied meiner Karriere«, zeigte sich die Kaiserslauterin danach sichtlich beeindruckt.
Für den 32-jährigen Levy wird auch nach der Heim-WM noch nicht Schluss sein. Denn danach beginnt für den Sprintkönig bereits die Vorbereitung auf die Olympischen Sommerspiele in Tokio. Der Cottbuser will dort möglichst noch einmal um Medaillen kämpfen. Die Frühform stimmt, und Levy war nicht der einzige Brandenburger, der sich über einen Sieg in Berlin freute: Emma Hinze vom Lausitzer Leistungszentrum sprintete mit Tempo 67,471 km/h zum Sieg bei den Frauen vor der viermaligen Juniorenweltmeisterin Lea Sophie Friedrich aus Dassow (Mecklenburg). Es waren also erfolgreiche sechs Tage für internationale und nationale Fahrer.
James Durbin vom Londoner Veranstalter Madison Sports Group kündigte dennoch an, den Traditionswettbewerb im kommenden Jahr umzukrempeln. So wird das 110. Sechstagerennen erst vom 9. bis 14. Februar und damit einige Wochen später im Jahr ausgetragen. Dann wird auch nicht mehr von Donnerstag bis Dienstag gefahren, sondern - wie bisher nur in London - von Dienstag bis Sonntag. Durbins Unternehmen hatte vor einigen Jahren die sogenannte Six Day Serie ins Leben gerufen, doch nun umfasst sie mit London und Berlin nur noch zwei Rennen, in denen die Radprofis wirklich sechs Tage kreiseln. Die weiteren in Melbourne, Manchester, Hongkong und Brisbane sind mittlerweile auf jeweils drei Nächte gestutzt worden.
Immerhin: Die Frauenwettbewerbe und das Steherrennen sollen im Berliner Programm bleiben. Die Engländer haben mittlerweile erkannt, was das Berliner Publikum sehen will. Der Auftritt eines Sängers, der am Dienstag den »Hauptmann von Köpenick« interpretierte, gehört allerdings nicht dazu. »Bei uns steht der Sport im Vordergrund«, wusste Valts Miltovics als Berliner Vertreter der Londoner Sportgruppe danach treffend einzuordnen.
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