Ehrendes Gedenken abgelehnt
Fuldaer Stadtparlament stimmt gegen Antrag, an Mordopfer eines Neonazis zu erinnern
»Ehrendes Angedenken an Fuldaer Todesopfer rechter Gewalt«, lautete der Antrag, den »Die Linke.Offene Liste/Menschen für Fulda« in die letzte Stadtverordnetenversammlung der osthessischen Stadt eingebracht hatte. Erinnert werden soll an Dorit Botts, deren Ermordung vor fast 20 Jahren in Fulda für großes Entsetzen gesorgt hatte. Am 17. August 2001 wurde die 54-Jährige in ihrem Laden, einem Military Shop in der Fuldaer Innenstadt, tot aufgefunden. Schnell stellte sich heraus, dass der zur Tatzeit 19-jährige Frank R. die Frau mit 13 Messerstichen in Oberkörper und Gesicht schwer verletzt und ihr anschließend die Kehle durchgeschnitten hatte. Sie verblutete in ihrem Laden. Bevor er aus dem Geschäft flüchtete, hatte er Waren im Wert von 1000 DM und Bargeld an sich genommen. Zunächst ging die Polizei von einem Raubmord aus. »Für eine Verbindung zur rechten Szene gebe es nach den bisherigen Ermittlungen keine Anhaltspunkte,« hieß es damals noch in der »Fuldaer Zeitung«.
Bei der juristischen Aufarbeitung des Falls stellte sich allerdings später heraus, dass der grausige Mord das Aufnahmeritual für den Täter in die Thüringer »Deutsche Heidenfront«, eine Neonaziorganisation, gewesen war. Laut Aussage von Frank R. hatte ihn ein Freund, mit dem er in einer rechtsextremen Metal-Band spielte, mit den Worten »Fahr nach Fulda und mach die Alte kalt« zu dem Mord angestiftet.
Die Brutalität des 19-jährigen Täters zeigte sich auch in der Untersuchungshaft. Dort misshandelte Frank R. einen Mithäftling, trat auf ihn ein und drückte ihm eine glühende Zigarette auf der Stirn aus. Im März 2002 verurteilte das Landgericht Erfurt Frank R. wegen Mordes in Tateinheit mit Raub mit Todesfolge zu neun Jahren und zwei Monaten Haft. Das Gericht sah es als erwiesen an, dass es Frank R. »in Erfüllung des ihm erteilten Auftrages in erster Linie um die Tötung der Frau Botts« ging. Dieses Motiv sei »Tatantrieb und tatbeherrschend« gewesen.
Die Amadeu Antonio Stiftung hat das Mordopfer von Fulda auf der Liste der Opfer rechter Gewalt aufgeführt. »Es nicht zu erklären, warum Dorit Botts bis heute nicht als Todesopfer rechter Gewalt in der offiziellen Statistik auftaucht. Die 54-jährige Frau musste sterben, weil sie für Frank R. als Opfer für ein Aufnahmeritual in eine rechtsextreme Organisation ausgesucht wurde. Somit war der Mord eindeutig politisch motiviert«, heißt es auf der Homepage der Stiftung. Tatsächlich führt auch die Bundesregierung Dorit Botts bis heute nicht auf der Liste der Opfer rechter Gewalt, und auch in Fulda erinnert bisher nichts offiziell an die Frau.
Karin Masche von der Fraktion »Die Linke.Offene Liste / Menschen für Fulda« verweist darauf, dass der damalige Oberbürgermeister Gerhard Möller im Schul- und Kulturausschuss ein ehrendes Gedenken in Form einer Gedenkplatte am Ort des Mordes zugesagt hatte. Doch obwohl er schon mehrere Jahre nicht mehr im Amt ist, habe die Stadt Fulda bisher nichts unternommen, um den Gedenkort für Dorit Botts zu realisieren. Auch der aktuelle Antrag wurde nicht angenommen. Aber die »Linke.Offene Liste/Menschen für Fulda« will an dem Fall dranbleiben und erreichen, dass zum 20. Jahrestag des Mordes der Erinnerungsort realisiert wird. »Der brutale Mord an der Fuldaer Ladenbesitzerin Dorit Botts, der von einem rechtsterroristischen Täter in der Fuldaer Florengasse begangen wurde, darf nicht vergessen werden«, betont Karin Masche.
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