- Kommentare
- Grenzschutz
Hilfloser Aktivismus
Stefan Otto über Horst Seehofers Lob auf den deutschen Grenzschutz
Zwischen Abschottung und Gewährung von Asyl liegt ein weites Spektrum. Eine eindeutige Haltung nimmt Bundesinnenminister Horst Seehofer in diesem Spannungsfeld nicht ein. Je nach politischer Großwetterlage laviert er in seinen Statements hin und her.
Die Situation hat sich seit 2018, als sich der damalige CSU-Chef bis aufs Äußerste mit der Kanzlerin Angela Merkel beharkte, nur wenig geändert. Seehofer gab seinerzeit den Hardliner, in der Hoffnung, innenpolitisch einen Rechtsruck in der Bevölkerung abzufangen. Das Kalkül ging bekanntlich nicht auf.
Zaghaft regte Seehofer zuletzt an, für gerettete Bootsflüchtlinge eine europäische Verteilung zu organisieren. Es waren ungewohnte Töne vom CSU-Granden, die allerdings nicht viel bewirkten. Nach wie vor ist keine europäische Lösung bei der Verteilung der Geflüchteten in Sicht. Und auch die Grenzschutzagentur Frontex vermag es nicht, Europa komplett abzuschotten.
Daher plädiert Seehofer auf dem Polizeikongress für eine Beibehaltung der Kontrollen an den deutschen Grenzen, womit er die Idee der innereuropäischen Freizügigkeit strapaziert. Er verkauft die Überwachung jedoch als Erfolg, dabei zeugt sein Handeln eher von hilflosem Aktivismus. Weil derzeit weniger Asylsuchende kommen, fällt das aber kaum auf.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.