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Vorzeigeviertel im Kasernenareal
Am alten Militärstandort am Krampnitzsee entsteht ein Wohnquartier für 10 000 Potsdamer
Potsdam wächst: Im Norden der brandenburgischen Landeshauptstadt, an der Bundesstraße 2 in Krampnitz, entsteht in den kommenden 10 bis 15 Jahren ein völlig neuer Stadtteil für mehr als 10 000 Einwohner. Die Lage »inmitten der Kulturlandschaft«, wie auch der Entwicklungsträger Potsdam schwärmt, ist einzigartig. Man sieht ringsum viel Grün. Das Entree zum künftigen Wohnpark mit dem denkmalgeschützten Eingangsgebäude und dem 48 Meter hohen Kasernenturm liegt gegenüber dem Krampnitzsee. Gut kann man sich an dessen Ufer einen schicken Bootsanleger vorstellen.
Doch die Sicht auf das künftige Stadtquartier ist weitgehend verstellt durch bröcklige Mauern, Blechtore und Bauzäune. Bisweilen lässt sich hinter rostigem Stacheldraht ein Blick auf marode Häuserzeilen, leere Fensterhöhlen und kaputte Dachstühle erhaschen. Vieles, was drei Jahrzehnte Leerstand, Vandalismus und Verfall hinterlassen haben, ist von Gestrüpp überwuchert. Bisweilen sind dort Fahrzeuge von Bau- und Wachschutzfirmen unterwegs; Straßen, Wege und Hauszugänge sind - soweit auszumachen - mit rot-weißen Trassierband gesichert. Am Haupteingang wird an den neuen Informationspavillons für Besucher gewerkelt.
Die Kaserne Krampnitz, erbaut ab 1935 an der Potsdamer Chaussee (B2) am Rande des Truppenübungsplatzes Döberitz, ging am 1. September 1939 in Betrieb. Geplant war sie für 3700 Mann und 1800 Pferde, einer Wohnsiedlung bot 450 Familien Platz.
Ab 1937 bezogen erste Wehrmachtseinheiten die »Heeres-Reit- und Fahrschule und Kavallerieschule«, deren Bezeichnung man 1941 in »Schule für schnelle Truppen« 1943 in »Panzertruppenschule II« (1943) änderte.
Am 27. April 1945 besetzte die Rote Armee die Krampnitz. Bis 1983 war die 10. Garde-Panzerdivision der Sowjetarmee in der Kaserne stationiert. Später zog unter anderem das Hauptquartier der 35. Mot-Schützendivision ein.
Die um zahlreiche Bauten erweiterte Kasernenstadt bot in der Wendezeit 6000 Soldaten und 1500 Familienangehörigen Unterkunft. Am 13. November 1991 übergaben die russischen Truppen das geräumte Gelände an das Bundesvermögensamt. Es verfiel seither, diente bisweilen als Filmkulisse.
Für viele der erhaltenen Gebäude aus den 1930er Jahren, wie der Turm am Eingang, das Offizierkasino, die Offizierssiedlung, das Fähnrichswohnheim, besteht seit 1994/208 Denkmalschutz.
Seit 2003 sind die Gemeinden Kramp᠆nitz und Fahrland, auf deren Gebiet das 140 Hektar große Kasernenareal liegt, Teil der Landeshauptstadt.
Im Juni 2013 verabschiedete Potsdam die Entwicklungssatzung. 2015 und 2018 erfolgten Städtebauwettbewerbe zur Weiterentwicklung des Areals.
2018 erfolgte der ersten Spatenstich, 2019 lief die Gebäudesanierung an. tm
Bereits im April 2018 wurde in Krampnitz der symbolische erste Spatenstich gefeiert. Im Bagger hantierend, markierte Potsdams damaliger Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) den Beginn der Tiefbauarbeiten auf dem alten Kasernenareal. Die große Geste war dem Anlass angemessen, handelte es sich doch um den Beginn einer Entwicklungsmaßnahme im Umfang von 1,6 Milliarden Euro auf einem etwa 140 Hektar großen Gelände. Dort soll allein in den historischen Kasernenbauten Wohnraum für über 3000 Menschen geschaffen werden. Ehemalige Offiziersvillen in beinahe dörflich anmutendem Ambiente harren ihrer Sanierung, und auch in den Randgebieten des einstigen Militärareals, die in die zum Teil geschützten Naturräume des Umlands übergehen, soll neu gebaut werden. Wohin dort die Reise gehen dürfte, belegt, dass die im gehobenen Preissegment agierende Deutsche Wohnen AG als erster privater Großinvestor 2019 das Baugeschehen eröffnete.
Dass der verlassene Militärstandort ein großes Potenzial versprach, zeigte sich im Geschacher dubioser Unternehmen um die Immobilie, das diverse Gerichte und sogar einen Landtagsausschuss beschäftigt hat.
Im Juni 2013 hatte die Landeshauptstadt Potsdam beschlossen, die ehemalige Kaserne Krampnitz zu einem modernen Stadtquartier zu entwickeln und den Entwicklungsträger Potsdam GmbH mit der Durchführung zu beauftragen. 1994 und 2008 waren Teile der von dem Berliner Architekten Robert Kisch in den 1930er Jahren für die unter der NS-Führung wieder aufgerüstete Wehrmacht entworfenen Anlage unter Denkmalschutz gestellt worden. Die Entwicklungsmaßnahme biete nun, wie es hieß, die Chance, diesen Bestand zu sichern. Wer die Möglichkeit hatte, an einer Führung über das weitläufige Areal teilzunehmen, weiß: Dafür ist es allerhöchste Zeit. Denn angesichts der allgegenwärtigen Einsturzgefahr ganzer Gebäudekomplexe stellt sich die Frage, warum es so weit kommen musste. Die Krampnitzer Ruinenlandschaft bot zwischenzeitlich Kulisse für zahlreiche Filmproduktionen, allen voran im Jahr 2000 das Stalingrad-Drama »Duell - Enemy at the Gates«.
Ging man zu Beginn der Planungen noch von einem Wohnpark für 3800 Menschen aus, so ist im Masterplan 2018/2019 nun von einem neuen Stadtquartier für mehr als 10 000 Bewohner und zahlreichen neue Arbeitsplätze die Rede. Zuvor wurden 2018 unter anderem die von DDR-Betrieben für sowjetische Offiziersfamilien errichteten Plattenbauwohnungen. Aktuellen Planungen zufolge geht es nun in Krampnitz um insgesamt 4900 Wohneinheiten, davon 4430 im sogenannten Geschosswohnungsbau (auch 14-Geschosser wird es geben). Auch 130 Einfamilienhäuser sind geplant. Hervorgehoben wird der vorgesehene Mix aus Bestandsgebäuden - etwa das Offizierkasino, das Offizierswohnheim und das Fähnrichswohnheim oder auch die sogenannten Klinkerhöfe - und Neubauten. So wirbt zum Beispiel die Deutsche Wohnen für ihr »nachhaltiges Quartier mit rund 1400 Wohnungen« als Teil des neuen Viertels, dem die »Mischung aus Neubau, denkmalgeschützten Gebäuden und Natur« besonderen Charme verleihen werde.
Der Entwicklungsträger Potsdam hebt für Interessenten »die Nähe zum Zentrum der Landeshauptstadt Potsdam und die schnelle Anbindung nach Berlin« sowie die »Lage am Rande der Döberitzer Heide zwischen dem Fahrländer See und dem Krampnitzsee« hervor, verspricht ein »ein vielseitiges kulturelles Angebot und eine ausgezeichnete Infrastruktur«. Sorge bereitet vor allem die zeitgemäße Verkehrsanbindung an die Potsdamer City, den die lange geforderte Verlängerung der Straßenbahn nach Krampnitz wird frühestens 2028 fertig.
Ende Januar hat die Potsdamer Verwaltung der Stadtverordnetenversammlung einen ersten Statusbericht zur Entwicklung von Krampnitz vorgelegt. Darin wird das Ziel unterstrichen, »ausgewogene Bewohnerstrukturen durch die Bereitstellung neuen und bezahlbaren Wohnraums für unterschiedliche Zielgruppen« zu schaffen. Etwa zeitgleich kündigten Potsdamer Wohnungsbaugenossenschaften auf der öffentlichen Sitzung des »Forum Krampnitz« an, im Bereich des historischen Bergviertels der Kasernenstadt 500 bis 600 Wohnungen bauen zu wollen. »Jede Genossenschaftswohnung mehr auf dem Markt, jede kommunale Wohnung mehr am Markt bedeutet mehr soziale Sicherheit und ist ein Baustein der Stadt für alle«, hieß es dazu in einer Erklärung des Arbeitskreises Stadtspuren.
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