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Gefährliches Pflaster für Radfahrer
Die geplanten Maßnahmen für mehr Verkehrssicherheit in Kreuzberg gehen Aktivisten nicht weit genug
Kreuzberg soll verkehrssicherer werden. Nachdem bereits in den ersten Tagen dieses Jahres zwei Menschen bei Unfällen mit Autos gestorben waren, hatte die Verkehrsverwaltung Sofortmaßnahmen angekündigt. Sie will die Adalbertstraße und das Kottbusser Tor, wo sich die tödlichen Unfälle ereignet hatten, sicherer gestalten.
Die Prüfung der Maßnahmen sei nun abgeschlossen, teilte Dorothee Winden, Sprecherin der Verkehrsverwaltung, am Freitag auf nd-Anfrage mit. »An der Ampel an der Unfallstelle am Kottbusser Tor werden künftig die Grünphasen für den Rad- und Fußverkehr eher beginnen und gemeinsam - also zur gleichen Zeit - enden.« Dadurch würden Passant*innen und Radler*innen besser wahrgenommen, da sie die Straße schon überqueren könnten, während der Verkehr noch warten müsse, so Winden weiter. Auch eine getrennte Ampelschaltung für Kfz- und Radverkehr sei noch nicht vom Tisch, allerdings bedürfe es dafür weiterer Prüfungen, »auch weil sich eine veränderte Ampelschaltung im Kreisel auf die nachfolgenden Ampeln angrenzender Straßenzüge auswirkt«.
Etwa vier Monate dauert es laut Winden, bis die beschlossene neue Ampelschaltung realisiert ist. »Das ist einfach zu lang«, findet Dirk von Schneidemesser von »Changing Cities«. »Da setzt man Menschenleben aufs Spiel«, findet der Aktivist, dessen Verein am Sonntag eine Mahnwache für den mittlerweile fünften getötete Radfahrenden in sechs Wochen organisierte.
Früher greifen dürften die Maßnahmen in der Adalbertstraße: Dort hat die Verkehrslenkung Berlin (VLB) zeitlich unbeschränkt Tempo 30 angeordnet, einzig die neuen Schilder fehlen noch. Die allerdings sollen in Kürze aufgestellt werden, sagt die Sprecherin des Bezirksamtes Friedrichshain-Kreuzberg, Cemre Deveci: »Die Beauftragung an die ausführende Firma ist bereits erfolgt.«
Auch für das Kottbusser Tor hat der Bezirk Pläne: Man wolle den gesamten Radweg auf beiden Seiten der Kottbusser Straße umplanen und stimme sich dafür aktuell mit der VLB ab, so Deveci. Überhaupt hat sich Friedrichshain-Kreuzberg viel vorgenommen: Querungsinseln, Zebrastreifen, besser einsehbare Kreuzungen. Zudem gibt es eine Liste mit Radverkehrsprojekten, die das Bezirksamt mit Verbänden, Initiativen und politischen Gremien abgestimmt hat.
In nächster Zeit will der Bezirk die Liste abarbeiten, geplant sind Projekte etwa auf dem Kottbusser Damm und der Stralauer Allee. Auffällig dabei: Meist geht es um die Schaffung geschützter Radstreifen oder Radweg-Verbreiterungen - nicht aber um die Umgestaltung von Kreuzungen. Ein Fehler, findet von Schneidemesser: »Es muss begriffen werden, dass sichere Kreuzungen ein großer Teil der Mobilitätswende sind.«
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